19.08.2024. Dr. Sandra von Möller ist seit 1. August 2024 Vorständin von Wohnen im Eigentum und tritt damit die Nachfolge von Gabriele Heinrich an, die ihre berufliche Laufbahn zum 31. Juli beendet hat. Bereits seit April 2024 ist von Möller Geschäftsführerin des Verbands. Im Interview spricht die Rechtsanwältin über ihre Pläne, Ziele und Vorstellungen.

WiE: Welche Ziele und Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer neuen Position besonders vorantreiben?

Dr. Sandra von Möller: „Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit dem Team, das über viel Erfahrung verfügt, die Interessen und Bedürfnisse von privaten Immobilieneigentümern und Wohnungseigentümergemeinschaften noch viel stärker in den Fokus von Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zu rücken. Immobilieneigentum ist trotz zahlreicher Herausforderungen nach wie vor attraktiv, vor allem als Baustein für die private Altersvorsorge. Obwohl rund ein Viertel aller Wohnungen, rund 9,3 Millionen, zu Wohnungseigentümergemeinschaften gehören, werden die strukturellen Besonderheiten dieser Wohnungseigentümergemeinschaften viel zu wenig beachtet. Hier hat meine Vorgängerin Gabriele Heinrich Pionierarbeit geleistet, und an dieser Stelle arbeite ich mit Hochdruck weiter.

Ein besonderer Schwerpunkt ist zudem die Unterstützung und Beratung unserer Mitglieder, damit sie bestmöglich die Herausforderungen rund um ihr Eigentum meistern können. Es ist wichtig, dass Wohnungseigentümer und Beiräte ihre Rechte und Pflichten kennen und auf Augenhöhe miteinander und mit ihrer Verwaltung sprechen. Auch die Stärkung selbstverwaltender WEGs ist für mich ein wichtiges Thema. Dafür ergänzen wir die Informations- und Arbeitsmaterialien wie Musterbeschlüsse etc. Und wir bauen die Schulungs- und Beratungsangebote weiter aus. So gibt es seit August eine kostenlose telefonische Energieberatung, die im Mitgliederbereich buchbar ist.

Zudem möchte ich das Erscheinungsbild des Verbands modernisieren und stärker in den Sozialen Medien präsent sein. Dadurch können wir neue, jüngere Zielgruppen ansprechen und die Bekanntheit steigern.“
 

Dr. Sandra von Möller
Foto: ©Maria Schulz

WiE: Welche Fähigkeiten und Stärken bringen Sie für die Tätigkeit als Vorständin mit?

Dr. Sandra von Möller: „Als Rechtsanwältin bin ich es gewohnt, mich mit kniffligen rechtlichen Fragestellungen auseinander zu setzen – unsere tägliche Arbeit erfordert, dass wir das zum Teil durchaus komplexe Wohnungseigentumsrecht durchdringen. Außerdem bringe ich umfassende Erfahrungen im Management aus meiner langjährigen Tätigkeit als Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens mit. Als dreifache Mutter und ehrenamtliche Vorsitzende des von mir gegründeten gemeinnützigen Vereins KIDsmiling e.V. weiß ich zudem, wie man organisiert und flexibel auf neue Anforderungen bzw. Entwicklungen reagiert.“

WiE: Welches ist das wichtigste Thema, das den Verband Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren beschäftigen wird?

Dr. Sandra von Möller: „Energetische Sanierungen in WEGs zu initiieren und umzusetzen ist eine der großen Aufgaben. Das sind komplexe Projekte, die aber auch wirtschaftliche Vorteile für die Wohnungseigentümer bringen können, wenn beispielsweise die Solarstromnutzung auf WEG-Dächern weiter vorangetrieben wird. Damit sich WEGs vor diesen großen Herausforderungen nicht scheuen, sondern sie proaktiv angehen, möchten wir sie dabei unterstützen. Alle WEGs sollten einen mittel- und langfristigen Erhaltungs- und Finanzierungsplan erstellen – dafür setzen wir uns schon lange ein. Zudem fordern wir von der Politik sozialverträgliche Förderprogramme. Häufig sind die Fördertöpfe leer, bis WEGs entsprechende Beschlüsse auf den Weg bringen können.“

WiE: Die Medien berichteten im vergangenen Jahr über Pleitewellen von Bauträgern. Was wird Wohnen im Eigentum in dieser Hinsicht unternehmen?

Dr. Sandra von Möller: „In dieses Thema werden wir Bewegung bringen – der Verband macht ja bereits seit langem darauf aufmerksam, dass eine Absicherung für Käufer von Eigentumswohnungen notwendig ist, um diese vor den Folgen von Bauträgerinsolvenzen zu schützen.

Wir hören zum Teil tragische Geschichten von Mitgliedern, die mit halbfertigen Immobilien dastehen und nicht wissen, wie es weitergeht, wenn der Bauträger insolvent ist. Die Politik hat das Thema viel zu lange liegengelassen und damit in Kauf genommen, dass Wohnungskäufer schutzlos dastehen. Wir werden Druck machen, damit endlich eine tragfähige Lösung gefunden wird.“

WiE: Der Klimawandel sorgt regelmäßig für Unwetterereignisse wie Starkregen und Überschwemmung. Diskutiert wird immer wieder eine Pflichtversicherung für Elementarschäden. Wie stehen Sie dazu?

Dr. Sandra von Möller: „Hier ist definitiv eine bessere Absicherung von Immobilien notwendig. Die Elementarschadenversicherung ist sicherlich sinnvoll, allerdings kann dies nur ein Baustein sein – präventive bauliche und technische Schutzmaßnahmen am Gebäude sind ebenso wichtig. Hier bieten wir in Kooperation mit der Verbraucherzentrale regelmäßig Informationsveranstaltungen an, wie Immobilieneigentümer vorsorgen können. Derzeit führen wir gerade eine Umfrage unter unseren Mitgliedern durch, welche Erfahrungen sie bereits mit unwetterbedingten Elementarschäden gemacht haben und wie sie zu einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung stehen.

WiE: Und was ist Ihnen in der täglichen Arbeit wichtig?

Dr. Sandra von Möller: „Das Team von WiE in der Geschäftsstelle ist toll zusammengewachsen und zieht an einem Strang. Dabei ist mir eine offene Gesprächskultur sehr wichtig. Nur so können wir viel für unsere Mitglieder und Wohnungseigentümer bewegen. Außerdem ist es mir wichtig, Ideen und Impulse von unseren Mitgliedern aufzugreifen, um Bestehendes zu verbessern und Neues zu schaffen.“

WiE: Verraten Sie uns abschließend, wie Ihr persönlicher Ausgleich zum Arbeitsalltag aussieht?

Dr. Sandra von Möller: „Meine Aufgabe bei WiE empfinde ich als erfüllend, und der Arbeitsalltag mit unserem Team macht mir Spaß. Insofern benötige ich keinen Ausgleich, sondern sehe meine Freizeit als schöne Ergänzung. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit meiner Familie und unseren Freunden. Auch mein ehrenamtliches Engagement – insbesondere meine Arbeit als Vorsitzende für den von mir vor 21 Jahren gegründeten gemeinnützigen Verein KIDsmiling e. V., der sich um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert – ist mir wichtig. An den Wochenenden mache ich gerne lange Spaziergänge mit unseren beiden Hunden. Außerdem reise ich sehr gerne und bin eine begeisterte Skifahrerin.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Dr. Sandra von Möller ist seit August 2024 Vorständin des Verbands Wohnen im Eigentum e.V., nachdem sie dort mehrere Monate als Geschäftsführerin tätig war. Ihre Karriere hat sie als Rechtsanwältin und Fachanwältin für Steuerrecht in internationalen Unternehmen begonnen und danach viele Jahre als Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens gearbeitet. Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche mit dem von ihr vor 21 Jahren gegründeten gemeinnützigen Verein wurde die dreifache Mutter 2017 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.