09.02.2023. Die WEG von Jörg M. hat seit einigen Jahren einen Miteigentümer als internen Verwalter bestellt. Lesen Sie in seinem Erfahrungsbericht, wie der Start der Selbstverwaltung aussah, was der Wohnungseigentümer an der Selbstverwaltung schätzt und was er anderen WEGs rät.
„Unsere WEG umfasst acht Wohneinheiten. Wir hatten in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit externen Verwaltungen gemacht, unter anderem wurden WEG-Gelder veruntreut. 2017 kam dann die Idee auf, uns selbst zu verwalten. Einer der Miteigentümer erklärte sich bereit, als interner Verwalter zu arbeiten. Er wurde erst einmal ins kalte Wasser geworfen. Obwohl er ein gutes kaufmännisches Know-how hat, bat er um Hilfe, als zum ersten Mal die Jahresabrechnung anstand.
Wir haben ihn dabei natürlich unterstützt und beschlossen, dass er sich hierfür von dem Rechtsanwalt, mit dem wir schon sehr lange zusammenarbeiten, beraten lassen darf (die Kosten hierfür haben wir aufgeteilt). Das hat sehr geholfen. Die Jahresabrechnung erstellt unser interner Verwalter mithilfe von Excel und diese ist immer sehr übersichtlich und gut verständlich. Wir bekommen außerdem einen Liquiditätsplan, aus dem jederzeit hervorgeht, welche Ausgaben in welchem Monat anfallen. Auch die anderen Aufgaben, etwa die Einladung zur und Durchführung der Eigentümerversammlung, erledigt unser interner Verwalter stets sehr gewissenhaft.
Natürlich hat er auch einen gewissen Handlungsspielraum. So darf er beispielsweise Erhaltungsmaßnahmen bis zu einem Betrag von 2.000 Euro ohne Beschluss in die Wege leiten. Ab 3.000 Euro muss er zwei Kostenvoranschläge einholen, ab 5.000 Euro drei Kostenvoranschläge. Was ich sehr gut finde: Darüber hinaus darf auch jeder Eigentümer Kostenvoranschläge einholen und diese müssen dann auch mit berücksichtigt werden. Dies haben wir in einem Beschluss festgelegt und so hat jeder Eigentümer die Möglichkeit, auch selbst aktiv zu werden.
Für seine Tätigkeit bekommt unser interner Verwalter eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 1200 Euro im Jahr, was meines Erachtens sehr überschaubar ist – und das Ergebnis ist auch noch deutlich besser, als wir es jemals mit einer externen Verwaltung hatten. In diesem Jahr läuft die Bestellung aus und der Miteigentümer will sich wieder zum internen Verwalter bestellen lassen. Ich hoffe sehr, dass das klappen wird, denn wir Eigentümer sind – bis auf einen – sehr zufrieden mit diesem Modell.
Damit eine Selbstverwaltung gut funktionieren kann, ist es sehr wichtig, dass die Eigentümer an einem Strang ziehen und den internen Verwalter, insbesondere am Anfang, intensiv unterstützen. Aber auch danach ist Eigeninitiative und Mitarbeit von den Eigentümern gefragt. Hilfreich ist es auch, Beschlussvorlagen und Arbeitsmaterialien, beispielsweise von WiE, zu nutzen.
An der Selbstverwaltung schätze ich vor allem, dass wir kurze Dienstwege haben – der interne Verwalter ist eigentlich jederzeit ansprechbar (außer am Wochenende und an Feiertagen). Auch dadurch ist es meistens möglich, schnell zu handeln, auch ohne Eigentümerversammlung – das würde mit einer externen Verwaltung nicht funktionieren. Außerdem können wir Eigentümer uns in vielen Dingen einbringen, was ich sehr positiv finde. Ganz wichtig auch: Selbstverwaltende WEGs sollten sich austauschen und voneinander lernen. Manche Dinge kann man vielleicht auch von anderen WEGs übernehmen, andere muss man selbst gestalten und vielleicht weitergeben.“