01.06.2019 Sie war die erste Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle und hat die Mitglieder von Wohnen im Eigentum (WiE) über mehr als 15 Jahre betreut - freundlich, geduldig, einfühlsam und kompetent.  Vielen von Ihnen war sie vertraut als Gesprächspartnerin am Telefon. In der Geschäftsstelle zählten wir auf ihren Erfahrungs- und Erinnerungsschatz in allen Angelegenheiten der Mitgliederverwaltung und auch der Büroorganisation und -technik. Diese Zeiten sind nun leider vorbei – Dagmar Bornschein genießt seit Ende Mai ihren wohlverdienten Ruhestand. Auch wenn mit Ines Fitzner eine würdige Nachfolgerin eingestellt werden konnte und Sie als Mitglieder somit weiter auf gewohnt guten Service der Geschäftsstelle setzen können, werden wir alle Frau Bornschein vermissen. Lesen Sie hier zum Abschied ein Interview mit ihr, das WiE-Junior-Referent Felix Brunn geführt hat.

 

Felix Brunn: „Nach einer durchwachten Nacht haben Sie, Frau Bornschein, sich zu Ihrem letzten Arbeitstag bei Wohnen im Eigentum aufgemacht. Warum haben Sie nicht schlafen können?“

Dagmar Bornschein: „Wenn man jahrelang früh aufgestanden ist, dann ist die Vorstellung, dass man das in Zukunft nicht mehr tun muss, ein wenig beunruhigend.“ (Lacht.)

 

Felix Brunn: „Und was machen Sie ab morgen?“

Dagmar Bornschein: „Ich habe mir vorgenommen erst einmal alles in Ruhe anzugehen und die freie Zeit zu genießen. Ich freue mich darauf, keinen Zeitdruck mehr zu haben.“

 

Felix Brunn: „15 1/2 Jahre Wohnen im Eigentum, eine lange Zeit! Was würden Sie als Ihren persönlichsten Moment bezeichnen, abgesehen von Ihrer Verabschiedung?“

Dagmar Bornschein: „Die Anfänge waren spannend. Frau Heinrich und ich haben in einem 12m2 Raum gearbeitet, ohne Computer. Und dann ging es los mit der Werbung von Mitgliedern. Wir konnten schnell wachsen, was auch daran lag, dass Frau Heinrich hartnäckig genug war. Mit Hilfe staatlicher Fördermittel konnten wir unsere ersten Projekte finanzieren, die uns bekannt machten. Das hat uns viel Zuspruch gebracht.“

 

Felix Brunn: „Apropos Mitglieder. Vermutlich hatte niemand so viel Kontakt zu unseren Mitgliedern in den letzten Jahren wie Sie. Gibt es eine Situation, die Sie in besonderer Erinnerung behalten werden?“

Dagmar Bornschein: „Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, unsere Mitglieder zu betreuen. Zu dem Einen oder Anderen hat man über die Jahre tatsächlich eine persönliche Beziehung aufgebaut, die schon fast familiär war. Die kurioseste Geschichte: Ein Mitglied hatte sich eine Eigentumswohnung gekauft, kündigte seine alte Wohnung und wollte einziehen , doch als der Möbelwagen vor dem neuen Objekt stand, musste er feststellen, dass ein Mieter in seiner Wohnung wohnte. Er hatte sich wohl weder die Wohnung vorher angeguckt noch gewusst, was auf ihn zukam… Er hat die Katze im Sack gekauft und war nun plötzlich obdachlos! Bei WiE habe ich mich oft gewundert, wie blauäugig die Menschen Verträge unterzeichnen und Maklern und Notaren blind vertrauen. Da kauft man für eine halbe Million Euro eine Wohnung, und wenn es um die Vertragsprüfung geht, sind 300 Euro zu viel.“

 

Felix Brunn: „Ging Ihnen das ein oder andere Schicksal nahe?“

Dagmar Bornschein: „Ja! Besonders ein Fall, der sich leider öfter wiederholte. Mitglieder kauften sich für das Alter eine Wohnung, die sie zunächst vermieteten. Wenn sie dann umziehen wollten, weil sie mit dem Haus nicht mehr zurecht kamen, wunderten sie sich, dass den Mietern nicht ohne Weiteres gekündigt werden konnte. Oft erfolgte die zweite Ernüchterung, wenn die ehemaligen Hausbesitzer merkten, dass man sich in einer Wohnungseigentümergemeinschaft über alles einigen muss. Viele sehnten sich schnell wieder nach ihrem Haus zurück.“

 

Felix Brunn: „Sie galten als „lebendes Archiv“ der Geschäftsstelle und es wird schwer, Sie zu ersetzen. Wie haben Sie Ihren Ruhestand vorbereitet? Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin?“

Dagmar Bornschein (lacht): „Ich hoffe, dass ich einen gut geordneten Arbeitsplatz hinterlassen habe.  Aber meistens treten Probleme ja unverhofft auf… Dann bin ich nicht aus der Welt und gern bereit, noch die eine oder andere Frage zu beantworten. Meiner Nachfolgerin wünsche ich, dass sie genau so viel Spaß bei WiE haben wird wie ich und dass sie es schafft, den Stress nicht an sich heranzulassen.“

 

Felix Brunn: „Sie erzählten, dass WiE  in einem 12m2 Raum angefangen hat. Jetzt sitzen  elf Mitarbeiter in zwei Etagen, hinzu kommen viele freie Experten und Anwälte. Wohin, glauben Sie, bewegt sich der Verein?“

Dagmar Bornschein: „Ich denke, mit WiE  wird es weiter aufwärts gehen. Wir verzeichnen seit Jahren einen stetigen, regen Mitgliederzuwachs und ich sehe nicht, dass es in Zukunft weniger Bedarf für einen Verbraucherschutzverband für Wohneigentümer geben wird.“

 

Felix Brunn: „Was würden Sie jungen Leuten wie mir mit auf den Weg ins Arbeitsleben geben wollen?“

Dagmar Bornschein: „Alles an Neuem mitnehmen, was einem geboten wird! Keine Scheu davor haben, Dinge anzupacken, die nicht im eigentlichen Arbeitsbereich liegen, sich möglichst breit aufstellen. Ich habe es immer sehr genossen, dass ich bei Wohnen im Eigentum überall mit anpacken konnte und dadurch einen abwechslungsreichen und angenehmen Arbeitsalltag hatte.“

 

Felix Brunn: „Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen alles Gute für den neuen Lebensabschnitt!“