07.02.2022. Dass kleine WEGs häufig Schwierigkeiten haben, eine Verwaltung zu finden und welche Rolle dabei die Kosten spielen, erläutert Dr. Guido Marx, im Interview mit WiE. Er hat seine Hausverwaltung vor einigen Jahren verkauft und verwaltet als Selbständiger seit rund zwei Jahren vor allem kleine WEGs.

WiE: „Herr Dr. Marx, wie gestaltet sich die Verwaltersuche für kleine WEGs in der Praxis?“

Dr. Guido Marx: „Es ist zu beobachten, dass kleine WEGs, also WEGs mit weniger als zehn Wohneinheiten, kaum noch einen Verwalter finden. Viele Verwaltungsunternehmen geben heute für kleine WEGs schon gar kein Angebot mehr ab, da dies wirtschaftlich nicht mehr interessant für sie ist. Das liegt daran, dass der Aufwand, den ein Verwalter mit der Betreuung einer Wohnungseigentumsanlage hat, bis zu einem bestimmten Punkt mehr oder weniger derselbe ist: Es muss eine Eigentümerversammlung im Jahr durchgeführt werden, es muss eine Hausbegehung gemacht werden, es gibt eine Heizungsanlage, die gewartet und evtl. repariert oder saniert werden muss – unabhängig davon, ob eine WEG jetzt 10 oder 20 Wohnungen umfasst. Außerdem muss man wissen, dass jedes Verwaltungsunternehmen einen bestimmten Anteil an Fixkosten hat, der nun einmal immer gleich hoch ist und den es decken muss.“

WiE: „Mit welchen Verwaltungskosten muss man denn als Wohnungseigentümer heute rechnen?“

Dr. Guido Marx: „Meiner Erfahrung nach sollte man bei einer Eigentümergemeinschaft mit 20 Wohneinheiten heute von etwa 25 Euro pro Wohneinheit (netto) im Monat ausgehen (das kann je nach Region natürlich auch etwas weniger sein). Vermutlich wird eine WEG mit 10 Wohneinheiten ungefähr das Doppelte zahlen müssen, also 50 Euro pro Einheit. Und das ist den Eigentümern meist zu teuer, was natürlich nachvollziehbar ist.“

WiE: „Und dann kann die Selbstverwaltung eine gute Lösung darstellen?“

Dr. Guido Marx: „Ja. Gerade WEGs mit vier bis sechs Wohneinheiten haben durchaus gute Möglichkeiten, sich selbst zu verwalten. Ich habe schon häufig beobachtet, dass die Selbstverwaltung auch jahrelang gut klappt – bis plötzlich einer der Eigentümer wechselt – und es dann zum Streit kommt, der meist vor Gericht landet. Das ist meiner Erfahrung nach bei der Selbstverwaltung das größte Problem. Wenn WEGs hier im Vorfeld rechtzeitig Unterstützung bekommen bzw. sich diese holen, in Form von Fortbildungen zu rechtlichen Aspekten, wie sie WiE anbietet, und in Form von Mediationsangeboten, kann die Selbstverwaltung gut funktionieren. Sind hingegen schon die Rechtsanwälte beauftragt, ist es meistens zu spät. Hilfe zur Selbsthilfe lautet also das Credo.“

WiE: „Gibt es darüber hinaus weitere Möglichkeiten?“

Dr. Guido Marx: „Was auch gut funktionieren kann, ist eine Mischung aus Selbstverwaltung und Beauftragung eines gewerblichen Verwalters. So kann zum Beispiel ein Verwalter lediglich mit der Erstellung der Jahresabrechnung beauftragt werden und die Eigentümer kümmern sich selbst um Reparaturen, die Gartenpflege und die Treppenhausreinigung. Bei diesem Modell reduziert sich der Aufwand für den Verwalter, sodass er einen Preis anbieten kann, der in der Regel für die WEG akzeptabel sein wird.“

 

Weitere Hinweise:

Informationen zur Selbstverwaltung finden Sie auf unserer Themenseite und in unserem WiE-Themenpaket „Selbstverwaltung“. Dieses können Sie hier erwerben (als Mitglied hierzu erst einloggen). Für Mitglieds-WEGs ist das Themenpaket bereits im Vereinsbeitrag inbegriffen. Sie können sich das Dokument im geschützten WEG-Mitgliederbereich (erst einloggen!) herunterladen.