Trotzdem – WiE bleibt dran

10.06.2022. Wir waren uns so sicher, dass der DIN Normenausschuss – trotz des massiven Boykotts seitens der Berliner Immobilienverbände (siehe unsere eMail vom 24.05.22 oder unser Artikel Eine Demonstration der Macht der Stärkeren) - sich Anfang Juni konstituieren wird.

Umso überraschter waren wir, dass sich der initiierende Verwalter einen Tag vor der Konstituierung zurückzog und sich nicht mehr ausreichend Gründungsmitglieder fanden. Deshalb mussten auch wir uns kurzfristig überlegen, ob und wie wir das Projekt weiterverfolgen.

Nach längerer Diskussion haben wir uns dafür entschieden, dass es unter diesen Gegebenheiten weder Sinn macht, das bisherige Projekt „DIN-Normungsausschuss JA“ im Moment weiterzuführen, noch selbst direkt einen neuen Antrag beim DIN zu stellen. Trotzdem werden wir das Projekt „Mehr Transparenz, Vereinheitlichung und Verständlichkeit der Jahresabrechnung“ weiterverfolgen. Wir sehen bei den Wohnungseigentümer*innen einen großen Bedarf und die Ergebnisse der Online-Befragung zur Jahresabrechnung betrachten wir als „Auftrag“, das Ziel weiter zu verfolgen.

Wir werden deshalb zunächst einmal unseren eigenen Weg gehen, ein Konzept und eine Strategie erarbeiten, um die Entwicklung

  • einer eigenen Muster-Jahresabrechnung oder
  • einer DIN-SPEC (einer vom Verfahren her vereinfachten Variante einer DIN-Norm, die dafür nicht die Stellung einer DIN „Stand der Technik“ hat, aber die Basis für eine DIN-Norm sein kann) zu realisieren, sowie
  • eine Verbreitungsstrategie zu konzipieren, um Verwaltungen und Softwareunternehmen anzusprechen und für eine Kooperation zu werben.

Darauf aufbauend werden wir in Zusammenarbeit mit dem Berliner Verband VDWE mit der Projektarbeit beginnen. Dabei haben wir die Hoffnung, dass nicht alle Verwaltungen eine Standardisierung und Normierung ablehnen, sondern sich auch unter ihnen Mitakteure finden werden, die bereit sind, mit uns zu kooperieren. Denn letztendlich profitieren auch Verwaltungen von einer Vereinheitlichung. Für sie würde sich der Umstellungsaufwand bei einem Verwaltungswechsel reduzieren, die Zusammenarbeit mit den WEGs würde deutlich leichter und nicht wenige Streitigkeiten zwischen Eigentümer*innen und Verwaltungen könnten vermieden werden. Eine Normung und Standardisierung der Jahresabrechnungen wäre eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Außerdem hat es natürlich auch ein „Geschmäckle“, dass die Verwalterverbände sich gegen eine DIN-Norm Jahresabrechnung stellen. Denn dann stellt sich sofort die Frage: Was befürchten diese Verbände oder ihre Mitglieder? Warum sprechen sie sich gegen Transparenz und Vergleichbarkeit von Jahresabrechnungen aus? Wollen die Verwaltungen solch eine Diskussion führen?

Unsere ersten Konzeptideen für die Fortentwicklung des „DIN Projektes“ sind bereits geplant:

  • Zusammenstellung der Probleme mit der Jahresabrechnung
  • Zusammenstellung von Verbesserungsvorschlägen
  • Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit erfahrenen und fachkundigen Beiratsmitgliedern, gerne auch interessierten Verwaltungen, kundigen Buchhalter*innen, Software-Entwicklern und Juristen
  • Besprechung und Bearbeitung der verschiedenen Probleme in dieser Gruppe, Suche nach Lösungswegen, Best Practice-Beispielen etc.
  • Ableitung einer eigenen Muster-Jahresabrechnung oder Beantragung einer DIN SPEC oder anderes

Über einzelne Schritte und Zwischenergebnisse werden wir Sie auf dem Laufenden halten, über den Sachstand informieren und ggf. mit Aufrufen um Unterstützung, Mitarbeit oder Meinungen bitten.

Soweit unser derzeitiger Plan. Wir geben nicht auf!

Ihre Gabriele Heinrich

Für Wohnen im Eigentum e.V.