27.06.24. Der Klimawandel stellt auch Hobbygärtner vor neue Herausforderungen. Viele fragen sich, welche Pflanzen angesichts zunehmender Hitze- und Dürreperioden geeignet sind und wie sie ihren Garten möglichst klimaschonend pflegen können. WiE-Mitglied Erich Kulling gibt 10 Tipps. Er ist Ingenieur für Gartenarchitektur und Landschaftspflege.

Seit rund 30 Jahren ist Erich Kulling beim Grünflächenamt in Worms für die Grünflächenunterhaltung und Baumpflege verantwortlich. Dort beschäftigt er sich auch mit dem Thema Pflanzenauswahl und -pflege und wie diese den neuen klimatischen Bedingungen angepasst werden müssen. Im Folgenden gibt er Ihnen 10 Tipps, wie Sie Ihren Garten an neue Klimabedingungen anpassen können:

Tipp 1: Den Boden gut vorbereiten

Der Boden ist die Basis für gesunde, vitale Pflanzen. „Wenn Pflanzen nicht gut wachsen, liegt das meistens nicht am Klimawandel, sondern an schlechten Bodenverhältnissen, einer schlechten Bodenvorbereitung und einem Wurzelraum, der zu klein ist“, informiert Erich Kulling. Dieses Problem betreffe häufig die Außenanlagen von Mehrfamilienhäusern, da die Flächen rund um die Gebäude in der Regel stark verdichtet seien und sich nicht selten im Untergrund Bauschutt oder andere „Überraschungen“ befänden. „Meist fehlt es dort auch an organischer Substanz in der obersten Bodenschicht oder der Mutterboden fehlt gänzlich“, sagt Kulling.

Der Boden sollte mindestens zwei Spaten tief, also 60 cm, locker und durchwurzelbar sein. Das gilt für Stauden, Bodendecker und Sträucher. Damit Bäume zufriedenstellend wachsen, muss der Boden vor dem Einpflanzen mindestens eineinhalb Meter tief gelockert werden.

 

Für schwierige Standorte geeignet - der Steinsame
©Erich Kulling

Tipp 2: Vielfältig und standortspezifisch pflanzen

Grundsätzlich ist es wichtig, auf Vielfalt zu setzen und die Pflanzen für den jeweiligen Standort (z.B. volle Sonne) auszusuchen. Es gibt jede Menge attraktive Pflanzen, die auch für schwierige Standorte wie trockenen Schatten geeignet sind, z.B. Elfenblumen (epimedium), Waldastern (Aster divarcatus) und Steinsame (Lithospermum purpurocaeruleum). Staudengärtnereien und Baumschulen, beraten hierzu gerne.

Tipp 3: Frosthärte berücksichtigen

Angesichts zunehmender Hitze- und Dürreperioden sind zunehmend Pflanzen gefragt, die sowohl gegen Hitze und Trockenheit resistent als auch frosthart sind. Denn auch wenn die Winter in Deutschland im Durchschnitt milder werden, kann es immer wieder Kälteeinbrüche geben. Informieren Sie sich daher bei der Auswahl genau, welche Pflanzen die genannten Eigenschaften in sich vereinen. Viele Pflanzen aus dem Mittelmeer-Raum sind beispielsweise nicht ausreichend frosthart, um sie in Deutschland ganzjährig im Freien einzupflanzen. Gut geeignet sind zum Beispiel Hohe Fetthenne (Sedum), Mannstreu (Eryngium), Bergminze (Calmintha) und Blauraute (Perovskia).

Tipp 4: Trockenheitsresistente Pflanzen auswählen

Wer seinen Garten neu bepflanzt oder neu anlegt und nicht gerade in einer niederschlagsreichen Gegend mit sauren Böden wohnt, sollte besser auf Arten wie Rhododendren und Hortensien verzichten, denn diese Pflanzen haben einen hohen Wasserbedarf. Aber es gibt Alternativen: Strauch-Pfingstrosen kommen fast gänzlich ohne zusätzliches Wässern aus und vertragen volle Sonne. Bei Böden mit hohem Kalkgehalt sind der 'Gemeine Flieder' (Syringa vulgaris) und der 'Königsflieder' (Syringa chinensis) mit ihrer Blüte in lila, rosa und weiß eine gute Wahl.
 

Außerdem:

Auch unter den heimischen Sträuchern gibt es attraktive Arten, die viel Trockenheit vertragen und pflegeleicht sind: Wolliger Schneeball (Viburnum lantana), Weißdorn (Crataegus monogyna), Kornelkirsche (Cornus mas), Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia) und Haselstrauch (Corylus avellana).

Klassische Gartensträucher, die Trockenheit aushalten und leicht zu pflegen sind: Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii), Hänge-Sommerflieder (Buddleja alternifolia), Gemeiner Flieder (Syringa vulgaris), Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), verschiedene Berberitzenarten (z.B. Berberis gagnepainii lanceifolia), Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis), Chinesische Goldrose (Rosa hugonis).

Stauden und Halbsträucher für sonnige, trockene Standorte: Lavendel: Steppensalbei (Salvia nemorosa), Katzenminzen (z.B. Walkers Low, Blue Danube), Brandkraut (Phlomis russeliana), Fetthennen (Sedum telephium; vor allem die Sorten 'Herbstfreude' und 'Matrona'), Hohe Schafgarbe (Achillea filipendulina 'Coronation Gold'), Heiligenkraut (Santolina rosmarinifolia), Mittelmeerwolfsmilch (Euphorbia wulfenii). Die Bartiris (Iris barbata) kommt mit schwierigsten Standorten zurecht - je sonniger und trockener, umso besser. Es gibt sie in einer großen Sortenvielfalt. Die genannten Stauden lassen sich hervorragend mit Gräsern wie dem Atlasschwingel (Festuca mairei) und dem Silberährengras (Achnatherum calamagrostis 'Allgäu') kombinieren.

Mediterrane Kräuter: Sie dürfen natürlich bei Gärtnern, die auch gerne kochen, nicht fehlen. Klassiker sind Rosmarin, Thymian und Salbei (Salvia officinalis). Weniger bekannt, aber dennoch sehr empfehlenswert und sehr unkompliziert ist der Ysop (Hyssopus officinalis), ein 60 cm hoher Halbstrauch, der wahlweise weiß oder blau blühend erhältlich ist. Er eignet sich z.B. sehr gut zum Würzen von Salaten. Alle Kräuter aus dem Mittelmeerraum können auch sehr gut in Terracotta-Töpfen auf dem Balkon kultiviert werden.

 

Weißdorn - heimisch, trockenresistent, pflegeleicht
©Erich Kulling

Tipp 5: Bäume pflanzen - unbedingt, aber Artenauswahl und Platzbedarf beachten

Bäume sind wichtige Schattenspender und unverzichtbar in der Gartengestaltung. Aber leider werden bei der Planung und beim Pflanzen immer wieder Fehler gemacht. Ein geeigneter Baumstandort muss mindestens ein durchwurzelbares Boden-Volumen von zwölf Kubikmetern haben. Das entspricht ungefähr der Fläche eines PKW-Stellplatzes und einer Tiefe von eineinhalb Metern. Nur dann ist gewährleistet, dass der Baum ein ausreichend großes Wurzelwerk bilden kann, um die Krone mit Wasser und Nährstoffen versorgen zu können.

Informieren Sie sich unbedingt, wie groß die Baumarten werden, die Sie pflanzen möchten. Lassen Sie sich außerdem beraten, welche Arten besonders widerstandsfähig sind und gut mit Dürre und Hitze zu Recht kommen. Hilfestellung finden Sie z.B. in der Straßenbaumliste der GALK (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz) oder der Veröffentlichung „Klimabäume - welche Arten können in Zukunft gepflanzt werden?“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Auch für kleine Gärten gibt es geeignete Baumarten.

Tipp 6: Auf Rasen verzichten oder nicht zu kurz mähen

Rasen benötigt sehr viel Wasser, damit er auch in trockenen Sommern grün und dicht bleibt. Viele halten das angesichts des Klimawandels nicht mehr für zeitgemäß. Wer ganz auf Rasen verzichten will, hat die Möglichkeit, diesen in Wiesenflächen umzuwandeln oder bei kleineren Flächen durch bodendeckende Gehölze und Stauden zu ersetzen. Der Bund Deutscher Staudengärtner bietet eine Reihe sogenannter Staudenmischpflanzungen für die verschiedensten Standorte an – von ‚Silbersommer‘ für volle Sonne bis 'Schattenglanz' für schattige Lagen. Alle Mischpflanzungen haben eines gemeinsam: Sie sind pflegeleicht, robust und trotzdem sehr attraktiv – kein Vergleich zu den ‚Cotoneaster-Wüsten‘ der 70er und 80er Jahre.

 

Besser als Rasen: Staudenmischpflanzung für volle Sonne
©Erich Kulling

Wer dennoch einen neuen Rasen anlegen möchte, sollte bei der Saatgut-Mischung zum Beispiel Landschaftsrasen für Trockenlagen mit Kräutern (RSM 7.2.2) verwenden. Diese Mischung ist nämlich auch für Südböschungen geeignet.

Auf jeden Fall wichtig: Achten Sie im Sommer darauf, den Rasen nicht kürzer als vier Zentimeter zu mähen – andernfalls verbrennt er bei starker Sonneneinstrahlung leichter.

Tipp 7: Richtig gießen

Rasen, Stauden und Gehölze sollten in größeren Abständen, dann aber durchdringend gewässert werden, empfiehlt Erich Kulling. Pro Wässergang sollten es 15 bis 25 Liter pro Quadratmeter sein. Dann erst wieder in zwei Wochen (Achtung: Sommerblumen und Gemüse müssen häufiger gewässert werden.) So werden die Pflanzen dazu angeregt tiefer zu wurzeln und Trockenperioden werden so besser verkraftet. Wird mit einem Sprenger bewässert, hilft ein einfacher Regenmesser (erhältlich in Gartencentern) zur Kontrolle der Wassermenge.

Nutzen Sie, wenn möglich, Regenwasser zum Gießen. Dieses können Sie in einer einfachen Regentonne sammeln oder Sie lassen sich eine unterirdische Zisterne einbauen, die das Dachflächenwasser sammelt.

Tipp 8: Mulchen gegen Austrocknung

Rindenmulch in Beeten hilft, die Verdunstung zu reduzieren und den Boden vor Austrocknung zu schützen. Die Mulch-Schicht sollte 5-7 cm dick sein. Auch Humus aus dem eigenen Komposthaufen hilft, die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu erhöhen.

Tipp 9: Offene Böden vermeiden - Flächige Bepflanzung gegen Erosion

Eine flächige Bepflanzung schützt den Boden effektiv vor Austrocknung und Erosion bei Starkregen. Sind Beete flächendeckend mit Stauden bepflanzt (z.B. Balkanstorchenschnabel, Elfenblume, Teppich-Beinwell (Symphitum ibericum) reduziert sich der Aufwand für die Pflege erheblich. Auch Sträucher wie die immergrüne Kriechmispel (Euonymus radicans) und der Zwergliguster (Ligustrum Lodense) sind sehr gut geeignet, größere Flächen kostensparend zu bepflanzen.

 

Unkrautvlies - keine gute Idee
©Erich Kulling

Tipp 10: Unkrautvlies und Schotter – erhalten die rote Karte

Es ist leider zurzeit sehr verbreitet, anstatt schöne Bepflanzungen anzulegen, großflächig Unkrautvlies auszulegen und dieses mit Rindenmulch oder Kies und Schotter abzudecken. Diese „Fake-Flächen“ haben mit fachgerechter und kreativer Gartengestaltung nichts zu tun. Sie leisten außerdem keinen Beitrag für den Arten- und Klimaschutz.

 

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