13.05.2024. Die WEG von WiE-Mitglied Jasmin F. in Stuttgart verwaltet sich seit 2018 selbst. Das klappt sehr gut. An der Selbstverwaltung schätzt sie vor allem die kurzen Kommunikations- und Entscheidungswege. Mit der vorherigen Verwaltung war die WEG nicht zufrieden, es wurden sogar WEG-Gelder veruntreut. Diese Erfahrung hat die WEG geprägt und zur Selbstverwaltung motiviert.
„Unsere WEG umfasst vier Parteien, wir haben insgesamt acht Einheiten, darunter eine Gewerbeeinheit. Wir verwalten uns mittlerweile seit rund sechs Jahren selbst.
Vorangegangen war eine problematische Zusammenarbeit mit einem externen Verwalter, der sich leider im Lauf der Zeit als unseriös herausstellte. Er stellte uns Leistungen in Rechnung, die er – wie sich später zeigen sollte – nie erbracht hatte. Als er schließlich auch keine Jahresabrechnung erstellte und auch nicht zur Eigentümerversammlung einladen wollte, forderten wir ihn mit Fristsetzung zur Einladung auf. Da legte er das Amt nieder – und wir waren froh darüber. Er hatte uns schon zuvor keine Einsicht in die Verwaltungsunterlagen gegeben oder diese stark verzögert. Erst als er weg war, sahen wir, dass er das Rücklagenkonto weitgehend abgeräumt hatte, ca. 10.000 Euro fehlten. Die Arbeitsentlastung, die wir uns ursprünglich durch den Verwalter erhofft hatten, war nicht eingetreten, stattdessen hatten wir eigentlich mehr Probleme als vorher.
Aufgabenteilung
Von dieser Erfahrung geprägt, haben wir dann entschieden, uns wieder selbst zu verwalten. Wir Eigentümer haben die Aufgaben untereinander aufgeteilt. Ich kümmere mich um die Buchhaltung und Erstellung der Jahresabrechnung. Mithilfe der Software ‚WISO‘ funktioniert das ziemlich unkompliziert und auch recht schnell. Außerdem lade ich zu den Eigentümerversammlungen ein, leite diese und aktualisiere danach stets unsere Beschlusssammlung. Ein anderer Eigentümer erstellt die Protokolle der Versammlungen, diese Aufgaben haben wir bewusst getrennt. Ein anderer Miteigentümer kümmert sich um die Überweisungen. Jede Rechnung wird zunächst eingescannt (was später die Jahresabrechnungserstellung erleichtert) und dann immer an alle Eigentümer gemailt. Das ist also sehr transparent.
Wenn am Gebäude etwas kaputt oder defekt ist, zum Beispiel ein Fenster, informieren wir uns immer gegenseitig per E-Mail darüber. Dann schauen wir, ob das bis zur nächsten Eigentümerversammlung warten kann oder wir uns früher darum kümmern müssen. Wir hatten beispielsweise vor drei Jahren einen größeren Schaden, verursacht durch Starkregen. Diesen konnten wir ziemlich schnell und unkompliziert regeln. Ein Eigentümer hat Angebote für die Instandsetzung eingeholt und wir fassten dann im Umlaufverfahren den Beschluss. Dadurch, dass wir nur vier Parteien sind, sind die Kommunikationswege kurz. Das ist für die Selbstverwaltung ideal, da man Vieles sofort besprechen bzw. klären kann, ohne immer auf die Eigentümerversammlung warten zu müssen – ein großer Vorteil. Und von Wohnen im Eigentum gibt es sehr viele Informationen über das Wohnungseigentumsrecht und viele praktische Tipps und Arbeitshilfen, die wir gerne nutzen.
Alle müssen an einem Strang ziehen
Damit die Selbstverwaltung gut funktioniert, müssen sich die Eigentümer allerdings gut verstehen und an einem Strang ziehen. Sobald eine Partei gegen die Gemeinschaft arbeitet, wird es schwieriger – was wir auch schon erlebt haben. Nach der Gründung der WEG 2009 verwalteten wir uns schon einmal selbst. Dann gab es aber einen Eigentümerwechsel. Der neue Eigentümer machte ständig Ärger, wenn man das so sagen kann und hatte offensichtlich kein Interesse an einer guten Zusammenarbeit. Zum Glück verkaufte er das Eigentum zwischenzeitlich wieder.
Ich habe, unter anderem durch den regelmäßigen Erfahrungstausch beim Runden Tisch Stuttgart, erfahren, dass viele WEGs sich eigentlich gerne selbst verwalten würden, aber sich noch nicht so recht trauen. Insofern finde ich es super, dass WiE seit kurzem Schulungen zum Thema ‚Selbstverwaltung‘ anbietet. Vor allem der Austausch mit anderen Wohnungseigentümern ist wichtig und hilfreich. Da merkt man dann, dass man nicht alleine ist mit seinen Fragen und/oder Problemen.“
Hinweis von WiE:
Die nächste Online-Schulung "Das 1 x 1 der Selbstverwaltung" bietet WiE am 09.11.2024 an. Nähere Informationen finden Sie hier.