11.08.2022. Mit mobilen Messengerdiensten kann man sich in Echtzeit austauschen. In Deutschland ist Whatsapp sehr beliebt – unter anderem, da sich hier auch Gruppenkonversationen leicht ins Leben rufen lassen. Ist diese Möglichkeit der Kommunikation auch eine Chance für Wohnungseigentümergemeinschaften? fragt sich Roland Kruhl, stellvertretender Geschäftsführer von WiE.

„Ich meine: Es gibt deutlich persönlichere Möglichkeiten des Austausches. Whatsapp eignet sich zwar für das schnelle Mitteilen einer kurzen Information, z.B. wenn Gefahr in Verzug ist oder wenn es um einfache Terminabsprachen geht – denn viele Menschen legen ihr Smartphone fast gar nicht mehr aus der Hand und sind somit quasi jederzeit erreichbar. Aber kommuniziert man auf diesem Weg wirklich miteinander? Wäre es in bestimmten Situationen nicht angebrachter, einfach mal zum Hörer zu greifen und anzurufen oder – noch besser sofern die Umstände es zulassen – sich zum Gespräch vor der Haustür oder im Garten zu treffen?

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Gefahr der Missverständnisse

Mir fällt auf: In vielen Messenger-Nachrichten wimmelt es nur so von grammatikalischen Fehlern und Rechtschreibfehlern. Außerdem werden Sätze häufig nicht mehr vollständig ausformuliert – manchmal kann der Adressat den sinnvollen Inhalt einer Nachricht nur erahnen. So können natürlich leichter Missverständnisse entstehen. Aber auch, wenn grammatikalisch korrekt formuliert wird, kann eine schnell getippte Nachricht falsch verstanden werden –  oder die Empfänger*in bekommt eine als Sachbotschaft gemeinte Nachricht aufgrund einer unglücklichen Formulierung sogar komplett „in den falschen Hals“. Dann ist eine Klarstellung erforderlich, die im direkten Gespräch sicher so nicht entstanden wäre. Oftmals denkt man vielleicht auch nicht gründlich genug nach, bevor man „mal eben schnell“ eine Antwort schreibt.

 

Nonverbale Signale wichtig

Stimmlage, Betonung, Gesichtsausdruck etc. sind unschätzbar wichtige Indikatoren, um Missverständnisse zu vermeiden. Oft lässt sich die Körperhaltung bei Telefonaten auch aus der Stimme ableiten, Emotionen bekommt man nur bei tatsächlichen auditiven Signalen mit – und damit sind nicht die (leider) mittlerweile stark verbreiteten Sprachnachrichten über Messengerdienste gemeint, bei denen teilweise minutenlang Satzfragmente versandt werden. In meinem privaten und beruflichen Umfeld habe ich dazu eine klare Haltung: Sprachnachrichten höre ich mir nicht an – das ist für mich verschwendete Lebenszeit!

Die Wertschätzung für einen anderen Menschen wird unter anderem dadurch zum Ausdruck gebracht, dass man sich ihm oder ihr gegenüber die notwendige Zeit für ein Telefonat oder ein persönliches Gespräch vor Ort nimmt. Whatsapp bietet diese Möglichkeiten nicht. Im Gegenteil – durch eine gesendete Nachricht werde ich als Empfänger unter Druck gesetzt, möglichst zeitnah zu antworten. Vielleicht kennen Sie das: Ich habe nicht innerhalb von 30 Sekunden geantwortet, schon kommt vom absendenden Smartphone eine Erinnerung in Form eines „?“.

Mein Appell an alle: Reden hilft! Einfach mal auf andere persönlich zugehen. Lächeln. Und dann die Botschaft vortragen. Ich wette, die Gegenseite freut sich.“

 

Sinnvolle Nutzung nur über den "Mittelweg"

Wie sieht also eine sinnvolle Nutzung von Messenger-Diensten aus? Ich behaupte, ein „Mittelweg“ sollte es sein. Für das schnelle Mitteilen einer Information (z.B. „Die Angebotsanfrage beim Heizungsbauer läuft gerade“) oder eine Terminabstimmung eignen sich Messenger-Dienste. Die Diskussion von Themen, Problemen und Alternativen und der Austausch von Argumenten sollte aber auch in Zeiten der Corona-Pandemie möglichst im persönlichen Gespräch vor Ort erfolgen oder notfalls oder zwischendurch auch im Rahmen einer Videokonferenz - wenn alle dies wollen und können. Wenn doch ein digitaler Kurz-Austausch stattfinden soll, gibt es für WEGs spezielle Lösungen (siehe Informationen unten).

 

Weitere Informationen:

  • Für die digitale Kurz-Kommunikation in WEGs gibt es spezielle Plattformen, z.B. WEG+. Lesen Sie hierzu gerne ein Interview mit Firmengründerin Carmen Ebeling.
  • WiE-Mitglieder können WEG+ im Rahmen einer Kooperation zu vergünstigten Konditionen buchen. Nähere Informationen finden Sie hier.