08.03.2022. In Kürze wird die WEG von WiE-Mitglied und Beiratsvorsitzendem Matthias S. Solarstrom vom eigenen Dach beziehen können – in Form des Mieterstrom-Konzepts. Parallel dazu werden einige der 34 Tiefgaragen-Stellplätze mit Wallboxen ausgestattet. Lesen Sie hier seinen Erfahrungsbericht.

„Unsere WEG in Leverkusen, die aus fünf Häusern mit insgesamt 33 Wohnungen und einer TG-Anlage mit 34 Stellplätzen besteht, hat 2020 einen neuen Verwalter bekommen. Bei der Erstbegehung mit ihm wurde die Idee besprochen, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren. Da die Wohnanlage eine große Dachfläche hat, die komplett nach Süden ausgerichtet und kaum verschattet ist, sind die Ausgangsbedingungen für die Produktion von Solarstrom sehr gut.

Unser Verwalter hatte uns informiert, dass es für WEGs in der Regel aufwändig und kompliziert sei, eine eigene PV-Anlage zu betreiben, da dies einen sehr hohen Verwaltungsaufwand in rechtlicher, steuerlicher und juristischer Art bedeutet. Daher setzen wir jetzt das sogenannte Mieterstrom-Konzept um, mithilfe eines externen Anbieters (Voll-Service). Der örtliche Grundversorger pachtet unsere Dachfläche gegen eine geringe Gebühr und wird darauf in Kürze – voraussichtlich im April oder Mai – eine eigene PV-Anlage installieren und betreiben. Jede Bewohner*in unserer Wohnungseigentumsanlage wird dann die Wahlmöglichkeit haben, den produzierten Solarstrom zu vergünstigten Konditionen („Mieterstrom“) vom örtlichen Energieversorger zu beziehen oder nicht. Der Vorteil für unsere WEG bzw. unseren Verwalter: Den Eigentümer*innen entstehen keinerlei Kosten und kein bürokratischer Aufwand durch die PV-Anlage.

Damit das Mieterstrom-Modell überhaupt möglich war, mussten die technischen Voraussetzungen vorab geprüft werden. Zentrale Voraussetzung ist, dass die Wohnanlage nur noch über einen Stromanschluss verfügen darf. Momentan verfügt diese Anlage noch über fünf Hausanschlüsse, da jedes Haus einen eigenen Anschluss hat. Dazu wurde im April 2021 vom örtlichen Grundversorger einige Wochen lang gemessen, wieviel Strom in unserer Anlage und wann verbraucht wird (sog. Lastmessung). Das Ergebnis war, dass eine Zusammenlegung der fünf Stromanschlüsse technisch problemlos möglich wäre - was jetzt auch umgesetzt wird.

Parallel dazu hat unsere WEG auch das Thema E-Mobilität beschäftigt. Durch das Freiwerden dieser vier Hausanschlüsse können die Kosten bei der E-Mobilität reduziert werden, da kein neuer zusätzlicher Hausanschluss installiert werden muss. Von den momentan vorhandenen fünf Hausanschlüssen werden in der Zukunft einer für die Versorgung der Wohnanlage und PV-Anlage verwendet und einer der vier frei gewordenen Anschlüsse für die E-Mobilität. Die drei übrigen können wir als Reserve behalten, falls wir in der Zukunft noch weitere Hausanschlüsse für die E-Mobilität benötigen. Durch dieses Vorgehen konnten die Kosten für die E-Mobilität von ungefähr 80.000 bis 100.000 Euro auf nur noch 41.000 Euro reduziert werden.

Zusätzlich kommen dann noch für jeden Stellplatz die Kosten für die jeweilige Wallbox hinzu, die bei etwa 2.500 Euro liegen würden (jeweils inklusive der Kosten des Verlegens des Kabels zur jeweiligen Wallbox). Diese Kosten muss aber nicht die Gemeinschaft insgesamt zahlen, sondern jede Eigentümer*in selbst, der eine solche Wallbox haben möchte. Da ich meinen Stellplatz momentan vermiete, bin ich am Überlegen, ob ich diesen mit einer Wallbox ausstatte und dadurch ggf. die Vermietbarkeit des Stellplatzes steigern kann.

Den Beschluss hierfür haben wir mit knapper Mehrheit in unserer Eigentümerversammlung im September 2021 gefasst. Unser Beirat und einige Eigentümer*innen wollten eine gemeinsame technische Lösung, die zukunftsfähig ist und die es ermöglicht, dass in der Zukunft alle 34 Stellplätze mit Ladestationen ausgestattet werden können. Wir wollten bewusst keine „Einzellösungen“, wir wollten also nicht, dass einzelne Eigentümer*innen über den Antrag auf Gestattung sich eine Wallbox installieren lassen.

Der E-Mobilität stehen in unserer WEG allerdings viele noch skeptisch gegenüber. Hier wohnen überwiegend ältere Eigentümer*innen, die offenbar keinen Bedarf für den Ausbau der E-Mobilität sehen. Auch einige Eigentümer*innen, die ihre Wohnungen vermietet haben, haben gegen den Beschluss gestimmt. Vielleicht wird sich deren Einstellung mit der Zeit ändern, sobald man demnächst öfter ein E-Auto in der Tiefgarage laden sieht.“

Weitere Hinweise:

  • WiE wird, wenn möglich, im Sommer oder Herbst berichten, wie die ersten Erfahrungen der WEG mit der PV-Anlage aussehen.
  • Sie sind Wohnungseigentümer*in und möchten sich mit WiE-Mitglied Matthias S. über die PV-Anlage und das Thema E-Mobilität austauschen? Dann schicken Sie gerne eine E-Mail an themen@wohnen-im-eigentum.de . Wir leiten Ihre Kontaktdaten dann weiter.