16.09.2024. WiE-Mitglied Angelika M. ist Eigentümerin eines Hauses, das auf einer Hügelkuppe steht. Sie selbst war von dem großen Hochwasser in ihrer Gemeinde Reichertshofen in Bayern im Juni 2024 nicht betroffen, hat aber viele zerstörte Häuser in der tiefer gelegenen Paarebene und das Leid der Bewohner gesehen. Dennoch ist sie gegen die Einführung einer allgemeinen Pflichtversicherung aller Eigentümer gegen Elementarschäden.
„Mein Haus war von dem Hochwasser im Juni nicht betroffen. Zahlreiche, tiefer gelegene Häuser wurden aber zerstört. In den Medien gab es viele Berichte, auch Bundeskanzler Scholz war vor Ort.
Ich bin gegen die Einführung einer allgemeinen Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. Jeder Immobilieneigentümer hat zuerst eine Eigenverantwortung von der man sich nicht entbinden kann, indem man sie auf die Gemeinschaft überträgt. Wer eine Immobilie in der Nähe eines Gewässers oder Flusses kauft, muss wissen, welche Gefahren damit verbunden sein könnten und entsprechend Eigenvorsorge treffen. Wenn ich dort eine Immobilie baue oder kaufe, weiß ich, was passieren könnte. Jeder Eigentümer muss dann selbst entscheiden, mit welchen Maßnahmen er sich schützen und ob er sich versichern möchte. Gibt es keine Versicherung die ihm kein noch so teures Angebot unterbreitet darf er dieses Statement nicht negieren. Besitzt er bereits Eigentum, so muss er leider Verbesserungen vornehmen. Mein Haus steht auf einer Hügelkuppe, die Grundstücke dort oben sind deutlich teurer als die Grundstücke tiefer unten. Also Augen auf beim Immobilienkauf!
Auch der Staat sollte Geschädigte nicht mehr mit Steuergeldern ohne Weiteres unterstützen, Kredithilfen gerne und ev. eine Grundentschädigung, aber nicht im Gießkannenprinzip – hier besteht mittlerweile ein Anspruchsdenken vieler Eigentümer, das ich nicht richtig finde. Wo bleibt sonst der Anreiz für Eigeninitiative? Abgesehen davon, dass der Staat das angesichts der Zunahme von Extremwetterereignissen auf Dauer gar nicht mehr finanzieren können wird.
Vor allem die Kommunen müssen endlich ihrer Verantwortung nachkommen bzw. in die Pflicht genommen werden und beispielsweise keine Baugenehmigungen mehr in der Nähe von Gewässern erteilen und keine Versiegelungsflächen mehr ausweisen. Da muss man endlich umdenken. Es ist unbedingt zu berücksichtigen dass Flächenwachstum bisher vom Hochwasser nicht gefährdete Wohngebiete in Mitleidenschaft ziehen könnte. In meiner Gemeinde Reichertshofen wurde in den vergangenen Jahren immer mehr Flächen in tiefer gelegenen Bereichen versiegelt. Es war auch noch ein großes, neues Gewerbegebiet geplant, das dann zum Glück wegen der Corona-Pandemie doch nicht zur geplanten großflächigen Bebauung kam – sonst wäre bei dem großen Hochwasser, das in unserer Gemeinde im Juni 2024 kam – vermutlich große Teile der Bahnlinie überspült und der Bahndamm unterspült worden. Außerdem können sich Kommunen nicht mehr auf Studien oder Berechnungen, die auf der Vergangenheit basieren, verlassen. Durch den Klimawandel werden Starkregen und Hochwasser viel häufiger auftreten und auch extremer ausfallen. Gemeinden müssen in die Zukunft denken und Hochwassermassnahmen jetzt schnellstens umsetzen. Alleine diese Kosten werden auf alle Gemeindemitglieder verteilt, ob „oben“ oder „unten“ gelegen.
Was mein Haus angeht, habe ich kürzlich, obwohl ich von Hochwasser und Starkregen nicht betroffen bin, meinen Batteriespeicher zu der PV-Anlage, die Waschmaschine und Tiefkühltruhe aus dem Keller nach oben verlagert – damit sie im Keller nicht zerstört werden können. Solche und weitere Maßnahmen (abhängig vom jeweiligen Gebäude) sollte jeder Eigentümer umsetzen – beispielsweise auch den Öltank im Keller sichern, Bestandsschutz hin oder her.
Eine Elementarschadenversicherung habe ich nicht. An meinem Haus können vor allem Stürme Schäden anrichten – diese sind aber in der normalen Wohngebäudeversicherung mit abgedeckt.
Warum ich übrigens auch gegen die Einführung einer Pflichtversicherung bin: Eine Versicherung deckt selten alle Schäden ab. Zwar wird einem ein Rundum-Versicherungsschutz suggeriert, aber letztlich gibt es im Schadensfall dann doch oft Ausnahmen, warum die Versicherung doch nicht greift. Hier habe ich einfach kein Vertrauen mehr.“