23.05.2023. WiE-Mitglied Linda B. berichtet über den langen, komplexen Weg ihrer WEG zur neuen Heizung. Verschiedene Möglichkeiten wurden im Rahmen eines Gutachtens technisch und mit Blick auf die Kosten geprüft und aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Nun soll eine Gas-Hybridheizung mit Wärmepumpe kommen.

„Unsere WEG umfasst rund 50 Einheiten. Die Wohnungseigentumsanlage wurde Anfang der 1970er Jahre gebaut. Wir beschäftigen uns seit etwa zwei Jahren mit dem Thema Heizungstausch, da unsere Ölheizung marode ist und immer wieder ausfällt. Schon länger ist also klar, dass eine neue Heizung her muss. Der Weg zu einer für uns passenden Lösung war dennoch lang:

Im Sommer vergangenen Jahres wurde in der Eigentümerversammlung der Tagesordnungspunkt ,Einbau einer Gashybridheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe‘ mit einem noch recht hohen Gasanteil nach altem Förderrecht mehrheitlich – entgegen der Empfehlung der Verwaltung und der Beiräte – nach langer Diskussion und Abwägung abgelehnt. Bei vielen Eigentümern bestand nämlich das Interesse, den Anteil von Gas an der Heizung, soweit machbar, noch stärker zu reduzieren. Zudem gab es zu diesem Zeitpunkt noch Unklarheiten, was die Stromversorgung und den Schallschutz der Wärmepumpe angeht – wichtige Punkte, die noch zu klären waren.

Daher wurde als Alternative eine Hybridheizung ,Gas und Pellets‘ ins Spiel gebracht, da diese laut den Ingenieuren, die in der Versammlung anwesend waren, den geringsten Gasanteil versprach und auch machbar sein sollte. Bis Anfang dieses Jahres sollten hierzu nach einer Leistungsbeschreibung neue Angebote eingeholt werden.

Pelletlager wäre extrem teuer

Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass allein der hierfür erforderliche Umbau des bisherigen Öllagers zum Lagerraum für Pellets mit ca. 200.000 Euro extrem teuer werden würde (da statische Maßnahmen erforderlich wären). Die Ingenieure rieten uns daher davon ab, diesen Weg weiter zu verfolgen und haben neue Alternativen durchgerechnet.

Gas-Hybridheizung oder Öl-Hybridheizung?

Als Alternativen wurden in der Vorbesprechung zur Eigentümerversammlung eine zum Teil förderfähige Heizungsanlage aus Gas und einem sehr hohen Anteil Wärmepumpe von 70 Prozent vorgestellt – sowie eine nicht gerade klimafreundliche Ölheizung mit nur 15 Prozent Anteil Wärmepumpe (ohne Fördermittel). Die Verwaltung hat die Ölheizung favorisiert, da der Austausch einer Ölheizung aus ihrer Sicht am einfachsten wäre und die günstigste Lösung. Auch die beiden Beiräte waren zunächst dafür. Erwägungen wie Klimaschutz und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen wurden bei den Überlegungen nicht berücksichtigt. Man verwies darauf, dass ja dieses Jahr noch eine Ölheizung zulässig sei und wir in Schleswig-Holstein nur 15 Prozent Erneuerbare Energien einplanen müssten. Da mir und vielen Miteigentümern das Thema Klimaschutz wichtig ist und damit es nicht nochmal zu einer Verzögerung der notwendigen Sanierung der Heizungsanlage durch eine Ablehnung in der Eigentümerversammlung kommen soll, habe ich mich dafür stark gemacht, dass auch die Variante, Ölheizung mit einem hohen Anteil der förderfähigen Wärmepumpe‘ durchgerechnet wird.

Kostenkalkulation

In der diesjährigen Eigentümerversammlung Ende März hat der Ingenieur nun die Kostenkalkulation vorgestellt. Beide Lösungen – also Gasheizung mit 70 Prozent Wärmepumpe sowie Ölheizung mit 70 Prozent Wärmepumpe – würden uns laut Gutachten etwa jeweils insgesamt 340 000 Euro kosten. Hierbei sind die Fördermittel, die es im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude gibt, bereits jeweils abgezogen. Der Ingenieur hat die Gas-Hybridheizung empfohlen, da diese auf lange Sicht wirtschaftlicher und umweltfreundlicher als die Öl-Hybridheizung sei.

Wir haben dann mit nur einer Enthaltung entschieden, dass für die Gas-Hybridheizung mit 70 Prozent Wärmepumpenanteil nun drei Angebote eingeholt werden sollen. Wenn diese vorliegen, wird die Eigentümerversammlung beschließen, welches Angebot bzw. welche Firma tatsächlich den Zuschlag erhält.

Damit hat sich der Weg zu unserer neuen Heizung zwar verzögert, aber wir bekommen nun hoffentlich noch in diesem Jahr eine Heizung, die den aktuellen und auch kommenden klimapolitischen Anforderungen entspricht und damit auch zur Werterhaltung der Wohnanlage beiträgt.

Ziel: Heizung aus der Erhaltungsrücklage bezahlen

Wir haben in Anbetracht des Sanierungsbedarfes bzw. des Baualters des Gebäudes schon seit Jahren hohe Zuführungen zur Rücklage, die wurden seinerzeit auf Drängen der Beiräte erhöht. Da es bei Sonderumlagen oft zu Ablehnungen in den Versammlungen oder Zahlungsausfällen kommt, haben wir als Beiräte schon vor Jahren den Sanierungsbedarf (Balkonsanierung, Dach, Heizung, Strangsanierung etc.) und die geschätzten Kosten vorgestellt und die Eigentümer überzeugt, dass wir laufend mehr ansparen müssen. Einiges ist schon erledigt, die Balkone sind saniert, das Dach repariert.

Je nach Angebotshöhe (wir haben ja bisher nur Kostenschätzungen) werden wir die Heizung daher wahrscheinlich aus der Rücklage zahlen können. Darüber werden wir Eigentümer – mit der Entscheidung über die Angebote – abstimmen. Falls die Angebote von der bisherigen Kostenkalkulation abweichen, müssen wir aber eine Sonderumlage erheben.

Unterschiedliche Interessen innerhalb der WEG

Einfach war der Weg bis hierhin nicht, da die Interessen innerhalb unserer WEG sehr unterschiedlich gelagert sind: Manche Eigentümer sind finanziell nicht so gut aufgestellt oder/und wollten den vermeintlichen – aber leider oft nur auf den ersten Blick – günstigsten Weg gehen. Außerdem gab es Unterschiede bei der Haltung zum Klimaschutz. Grundsätzlich wird auch viel mit Halbwissen um sich geworfen, dass man irgendwo aufgeschnappt hat. Der Ingenieur konnte einige Mythen in der Eigentümerversammlung widerlegen. Und dann gab es noch Unterschiede zwischen Selbstnutzern und Vermietern, die in der Regel nur wenig oder kaum etwas investieren möchten. Die Mehrheit der Miteigentümer ist aber zum Glück einigermaßen aufgeklärt und problembewusst.

Es freut mich daher, dass WiE hier wieder Angebote zur Aufklärung und Veranstaltungen zum Thema Heizung anbietet. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Panik beim Thema ‚Verbot von Gas- und Ölheizungen‘ ausbricht. Privat reise ich mehrmals jährlich nach Dänemark. Dort dürfen Öl- und Gasheizungsanlagen schon seit 10 Jahren nicht mehr neu eingebaut werden (und zwar überhaupt nicht, auch nicht als Hybridheizung, wie in Deutschland geplant). Dort gibt es mittlerweile viel Fernwärme, Bio-Gas und Wärmepumpen. Wärmepumpen sind selbst in den Ferienhäusern Standard und schaffen es dort auch, die schlecht isolierten Holzhäuser zu heizen.“