02.10.2023. WiE-Mitglied Ingrid L. ist Eigentümerin einer Neubau-Eigentumswohnung. Ihre dezentrale Abluft-Wärmepumpe sorgt für Probleme. Nun hat sie sich von einem Energieberater hierzu beraten lassen. Eine einfache Lösung zur Problembehebung gibt es nicht.
„Als ich 2021 meine Neubau-Eigentumswohnung (ca. 60 Quadratmeter) erwarb, war ich sicher, dass ich mit der Wärmepumpe die derzeit bestmögliche Technik zur Verfügung habe. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr so.
Die Wärmepumpe ist im Abstellraum meiner Wohnung aufgestellt, befindet sich also im Sondereigentum. Es handelt sich um eine Abluft-Wärmepumpe, das heißt sie entzieht der Innenluft die Wärmeenergie und führt diese in die Fußbodenheizung und die Warmwasserbereitung. Bei diesem System muss deshalb permanent Frischluft von außen in den Wohnraum zugeführt werden. Dies wird über mehrere Zuluftöffnungen (Frischluftklappen) gewährleistet, die in den Wänden oberhalb der Terrassentüren bzw. Fenster zu den Rollladenkästen angebracht sind. Die Öffnungen lassen sich durch einen dreiteiligen Ringverschluss aus Kunststoff schließen, allerdings nur unzureichend. Um das System aufrecht zu erhalten, sollen sie sowieso möglichst immer offenbleiben.
Das führt bei mir zu Problemen: Problem Nr. 1 ist, dass die durch drei Öffnungen einströmende (im Winter kalte) Luft nach unten fällt und erst angewärmt vom System abgesaugt wird. Folglich entsteht in meinem daneben gelegenen Wohn-/Ess- und Küchenraum ein Luftzug, dem ich nicht ausweichen kann, denn der Raum ist schmal geschnitten. Das Schlafzimmer enthält zwei weitere Öffnungen, die auch für einen störenden Luftzug während der Nacht sorgen. Da ich empfindlich auf Kälte und Zugluft reagiere, ist dies äußerst unangenehm für mich (und hat auch bereits zu mehreren Erkältungen geführt). Das geht allerdings nicht nur mir so, sondern auch der Mehrheit der anderen Bewohner*innen, wie meine Nachfrage gezeigt hat.

Problem Nr. 2: Ich habe zwei täglich laufende Luftreiniger im Einsatz, denn die Frischluftöffnungen lassen nicht nur frische Luft von außen herein, sondern auch Auto- und Schornsteinabgase. Nach wenigen Minuten ‚Frischluft‘ bewegt sich mein Luftreiniger schon im roten Bereich. In die Frischluftöffnungen habe ich deshalb medizinische Masken eingelegt, die schon nach kurzer Zeit schwarz sind und gewechselt werden müssen. Da jegliche Art von Filter die nachströmende Luftmenge verringert, kann dies zu einer Reduzierung der Effizienz der Wärmepumpe führen. Ob genügend Frischluft vorhanden ist, lässt sich leider nirgendwo ablesen und so bleibt stets ein unsicheres Gefühl in Bezug auf Lüftungsmaßnahmen.
Zur mangelnden Kontrolle der Raumluft kommt die mangelnde Kontrolle über die Raumtemperatur und führt zu Problem Nr. 3. Da der Wohnbereich zum Süden liegt und die bodenlangen Fenster/Türen auch im Winter viel Sonne hereinlassen, könnte ich an manchen Tagen auf die Heizung verzichten. Das würde Energie und Geld sparen. Jedoch ist der Fühler für die Wärmepumpe im schattigen Norden des Hauses installiert und heizt hoch, obwohl es gar nicht nötig wäre. Das zwingt mich an sonnigen Wintertagen zur Verdunklung meiner Räume, weil sich ansonsten die gefühlten Saunatemperaturen kaum ertragen lassen. Die Heizung ist vorprogrammiert und lässt sich nur schwer individuell und schon gar nicht situativ anpassen.
Im vergangenen Winter hatte ich einen Energieberater gebeten, die Problematik, besonders bezüglich der Zufuhr kalter Luft, zu untersuchen. Dabei wurde ich zwar in meinen Eindrücken bestätigt, aber eine zufriedenstellende Lösung zur Abhilfe konnte nicht gefunden werden.
Der Hersteller empfiehlt nun – vor dem Beginn eines aufwändigen Umbaus – zunächst einen Versuch mit dem Anbringen von sogenannten Sturmklappen in den Zuluftöffnungen zu unternehmen und alternative Filter einzusetzen, die dämmen und problematische Luft besser filtern. Auch der Einsatz eines Ionisators zur Luftreinigung wäre zu prüfen. Wenn sich das als keine ausreichende Maßnahme erweist, wäre der Umbau von der jetzigen dezentralen in eine zentrale Zuluft in Betracht zu ziehen. Dabei wird ein Zuluftregister mit Anschluss an die Wärmepumpe installiert, die die Luft vorwärmt. Im Innenraum müssten dazu unterhalb der Decke Rohre von der Außenwand zum Zuluftregister verlegt werden und – in meinem Fall – ein kleiner Durchbruch in das darüber liegende Flachdach vorgenommen werden. Natürlich wäre dafür vorab die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft einzuholen.
Bei so viel Ärger stellt sich die Frage, warum sich der Bauträger überhaupt für dezentrale Abluft-Wärmepumpen entschieden hat. Die Vermutung ist, dass diese beim Bau wohl als die kosteneffizienteste Lösung erschien. ‘Dezentrale Systeme sind günstiger in der Anschaffung als auch in der Installation, da das aufwendige Verlegen von Frischluftkanälen durch das Gebäude entfällt (der Installationsaufwand verringert sich dadurch um gut 30 Prozent). Und auch der Wartungsaufwand ist geringer als bei anderen Wärmepumpenmodellen‘, schreibt der Energieberater.“
Hinweis von WiE:
Gerade beim Heizungsaustausch von Gasetagenheizungen in klimafreundliche Alternativen mit der Mindestanforderung 65% Erneuerbare Energien sollten Wohnungseigentümer*innen rechtzeitig überlegen, ob ein dezentrales System beibehalten werden soll oder ob eine zentrale Heizungsanlage langfristig sinnvoller ist. Je früher Sie sich dazu Gedanken, desto besser sind Sie bei einem Heizungsausfall vorbereitet.