12.08.2024. WiE-Mitglied und Beirat Elmar Werner möchte mit einigen Miteigentümer*innen eine PV-Anlage auf dem Dach installieren und betreiben. Er berichtet im Folgenden vom Stand des Projekts und von den konkreten (technischen) Herausforderungen.

„Unsere WEG im Rhein-Main-Gebiet besteht aus 120 Eigentümern mit 129 Wohnungen, verteilt auf sieben Häuser. 34 Tiefgaragenplätze sind oder werden gerade mit Wallboxen ausgestattet. Unser begrüntes Dach ist recht groß, ca. 2500 Quadratmeter, und bietet ideale Voraussetzungen für Solarstrom, da wir keine Verschattung und den ganzen Tag über Sonne haben.

Großes Interesse an Photovoltaikanlage

Bereits bei der Fertigstellung der Wohnungsanlage 2022 kam mir und einigen Miteigentümern vor dem Hintergrund der Energiekrise die Idee, eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach zu bauen. Um die anderen über die Idee zu informieren und ein Stimmungsbild einzuholen, haben wir eine eigene Infoveranstaltung gemacht, an der immerhin die Hälfte der Eigentümer teilnahm. Dort zeigte sich, dass grundsätzlich ein großes Interesse besteht. 12 Eigentümer meldeten sich sofort und sagten ihre Unterstützung zu. Sie bilden nun eine Photovoltaik-AG, die die weitere Entwicklung steuert.

Da wir alle Laien sind und uns nicht näher mit dem Thema auskannten, nahm ich als Beirat an einem Seminar in München teil. Dieses war sehr informativ, allerdings waren wir danach leider ernüchtert. Denn das Mieterstrommodell, für das wir uns damals interessierten, ist sehr komplex und hat viele administrative Pflichten und bürokratische Hürden. Die Idee, einen Dienstleister mit dem Mieterstrom zu beauftragen, verwarfen wir relativ schnell, denn diese Variante ist wirtschaftlich nicht wirklich interessant, da die Unternehmen, die dies anbieten, i.d.R. den größten Teil der finanziellen Vorteile für sich einbehalten wollen.

Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung einfacher als Mieterstrom

Daher ist das kürzlich verabschiedete Solarpaket 1 für unsere WEG ein wichtiger Meilenstein, denn wir hoffen, mit dem neuen Modell der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung das Projekt nun bald umsetzen zu können. Dieses Modell hat einige Vorteile im Vergleich zum Mieterstrom, unter anderem entfallen zahlreiche administrative Pflichten. Außerdem muss die WEG bzw. müssen die Betreiber der Anlage keine Vollversorgung mehr anbieten, d.h. es muss kein zusätzlicher Strom mehr dazu gekauft werden, sondern die einzelnen Eigentümer können weiterhin ihre bestehenden Stromverträge behalten. Die WEG selber muss also keine Preis- oder Beschaffungsrisiken auf sich nehmen.

Die Wohnungseigentumsanlage von Elmar Werner
E.Werner

Wirtschaftlichkeitsberechnung

Wie viele Eigentümer letztlich mitmachen werden, also auch tatsächlich bereit sind, zu investieren, weiß ich derzeit noch nicht. Wenn das Ganze wirtschaftlich interessant ist, wird das hoffentlich einige motivieren. Deshalb ist eine realistische Kostenkalkulation und Wirtschaftlichkeitsberechnung wichtig (siehe weiter unten). Geplant ist, dass wir, also alle Eigentümer, die mitmachen möchten, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gründen. Aber auch die Eigentümer und Mieter, die sich nicht an der Finanzierung der Anlage beteiligen, müssen Vorteile daraus haben, damit das Vorhaben zum einen auf einer Eigentümerversammlung eine Mehrheit findet und die Breite der Bewohner auch den selbst produzierten Strom nutzt.

Die Hauptintention ist, möglichst viel von dem produzierten Strom selbst zu verbrauchen, also einen hohen Eigenverbrauch zu erreichen. Das ist wichtig, denn die Einspeisevergütung für den Teil des Stroms, den wir ins Netz einspeisen werden, ist relativ gering und vermutlich nicht kostendeckend. Natürlich wollen wir allen Bewohnern auch den eigenproduzierten Strom deutlich günstiger anbieten als dies beim Fremdbezug der Fall ist. Die Erträge aus der Solaranlage sind für die finanzierenden Eigentümer voraussichtlich steuerfrei, solange die PV-Anlage pro Kopf unter einer bestimmten Leistung bleibt. Die Anlage wird in Summe voraussichtlich eine Leistung von 100 bis 200 kWp haben.

Ob wir auch einen Speicher für die Anlage anschaffen, ist derzeit noch nicht klar. Für diese Entscheidung werden wir zunächst genauere Berechnungen bzw. eine Simulation des Gebäudestromverbrauchs brauchen. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, dass wir zunächst ohne Speicher starten und diesen in wenigen Jahren nachrüsten. Denn die Speicher werden derzeit rapide günstiger, d.h. es lohnt sich mit Blick auf die Kosten evtl., noch abzuwarten.

Folgende technische Herausforderungen bzw. Fragen müssen noch geklärt werden:

In unserem Gebäude wurden – obwohl es ja recht neu ist – für die Kabel der PV-Anlage keine Leerrohre vom Dach in den Keller verlegt. Hier muss also eine geeignete Lösung für die Kabelverlegung über die Außenwände vom Dach in den Keller gefunden werden, was die Kosten erhöht.

Unser zentraler Elektroraum ist leider einer der kleinsten Kellerräume überhaupt und nicht auf Erweiterungen ausgelegt. Hier wird es voraussichtlich auch darauf ankommen, dass wir andere Kellerräume mit einbeziehen können, um z.B. den erforderlichen Zähler oder die Wechselrichter aufstellen zu können. Letztere können eventuell auch auf dem Dach aufgestellt werden. Wichtig wird auch sein, was uns der Netzbetreiber noch in dem bestehenden Elektroraum erlaubt und ob die Größe der Anlage mit der Trafostation für die Gebäudeanlage harmonisiert.

Für die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung braucht es funkauslesbare Zähler, die wir momentan noch nicht haben. Hier benötigen wir auch eine Kalkulation, wie teuer der Austausch werden wird. Zweitzähler, die exakt messen würden, wieviel Strom welcher Verbraucher vom Dach bzw. von einem Stromversorger beziehen würde, lassen sich aufgrund des fehlenden Platzes in fünf von sieben Elektroräumen nicht montieren und wären auch sehr teuer. Im Idealfall kommen wir mit einem virtuellen Summenzähler aus. Der Strom vom Dach würde dann proportional nach Gesamtverbrauch im 15 Minutenrhythmus auf die Abnehmer rechnerisch umgelegt.

Das Gebäude ist also, obwohl noch recht neu, keineswegs auf eine Erweiterung um eine PV-Anlage ausgerichtet.

Wie geht es weiter?

Auf der letzten Eigentümerversammlung im November 2023 haben wir als AG ein Budget zur weiteren Planung und für Gutachten bekommen. Damit werden wir nun ein Ingenieursbüro mit der konkreten Anlagenplanung sowie einem Zählerkonzept und einer Wirtschaftlichkeitsrechnung samt Simulation beauftragen. Das ist noch für den Sommer geplant. Vermutlich werden wir zur Sicherheit auch noch ein Statikgutachten einholen, damit wir auch vor Überraschungen, was das Dach betrifft, abgesichert sind.

Geplant ist, in der Eigentümerversammlung im November mehrere konkrete Angebote für den Bau und Betrieb der Anlage vorliegen zu haben, damit wir dann darüber beschließen können. Die Umsetzung sollte dann im Idealfall im kommenden Jahr erfolgen, bevor eine mögliche neue Bundesregierung die derzeit guten gesetzlichen Rahmenbedingungen eventuell wieder verschlechtert."