14.11.2023. Wie es seiner WEG mit fast 90 Wohneinheiten gelungen ist, größere energetische Sanierungen umzusetzen, berichtet WiE-Mitglied und ehemaliger Beirat Peter L.

„Unsere WEG besteht aus 88 Wohneinheiten. Ich war bis vor kurzem einige Jahre lang Verwaltungsbeirat.

Im Jahr 2007 haben wir einen Bauausschuss ins Leben gerufen, der aus acht Eigentümern besteht, auch der Verwaltungsbeirat ist Teil davon. Der Ausschuss befasst sich intensiv mit allen anstehenden Sanierungsvorhaben und bereitete diese maßgeblich vor, bevor in der Eigentümerversammlung darüber abgestimmt wurde. Die Verwaltungen haben (verständlicherweise, erfordert viel Arbeit!) kein großes Interesse gezeigt. Dieses Gremium ist wichtig, um in einer großen WEG wie der unseren eine breite Rückendeckung für die nötigen Sanierungen zu bekommen.

Um die Miteigentümer für größere Investitionen zu gewinnen, ist es meines Erachtens außerdem unerlässlich, sie vorher ausführlich, zum Beispiel durch (bei uns vom Verwaltungsbeiratsvorsitzenden verfassten) Rundbriefe, umfassend über die Notwendigkeit der jeweiligen Maßnahme zu informieren. So ist es uns jedenfalls gelungen, bei der Beschlussfassung fast immer 100 Prozent Zustimmung zu den einzelnen Vorhaben zu bekommen. Durch diese regelmäßige Kommunikation werden auch überlange Diskussionen bei den Eigentümerversammlungen vermieden. Von den Sitzungen wurde jeweils ein Protokoll angefertigt. Uns ist es auf diesem Weg gelungen, 2008 Flachdach, 2010 schrittweise bis 2014 Fassaden und Loggien energetisch zu sanieren. Die Kosten beliefen sich auf über 1,5 Millionen Euro. Das Gebäude ist Baujahr 1970.

Da von den örtlichen Stadtwerken aufgrund von Bundesfördermitteln praktisch kostenlos der Anschluss an ein neues Fernwärmenetz angeboten wurde, haben wir sofort zugegriffen und haben sehr gute Konditionen bekommen. Somit konnten wir 2021 die Heizung von Gas auf Fernwärme umstellen. Unverständlicherweise haben unsere unmittelbaren Nachbargemeinschaften auf diese Möglichkeit verzichtet und wären jetzt (Ukrainekrieg - unsichere Gasversorgung) froh, den Anschluss zu erhalten, finden aber keine Firmen. Außerdem haben die Stadtwerke jetzt zu wenig Kapazitäten für den Netzausbau. Unsere vier Gasheizkessel, waren bis auf einen nicht mehr betriebssicher. Wir haben lediglich noch 30 000 Euro, die auch bei neuen Gaskesseln erforderlich gewesen wären, für die hauseigene Heizanlage verwendet. Unter anderem durch die moderne Steuerung der Anlagen haben wir den bisher geringsten Wärmeverbrauch seit Jahrzehnten. Zwischenzeitlich wurden auch noch unsere drei Aufzüge für 230 000 Euro komplett erneuert.

Zu den Finanzen: Wir haben darauf bestanden, dass alle Rechnungen, die aus der Erhaltungsrücklage der WEG bezahlt werden, zuerst vom Verwaltungsbeirat freigegeben werden müssen. Das haben wir von uns aus festgelegt. Ferner führen wir unser Rückstellkonto (derzeit rund 600.000 Euro) bei einer Bank vor Ort. Außerdem haben wir eingeführt, dass alle Kontoauszüge per E-Mail direkt von der Bank dem Verwaltungsbeiratsvorsitzenden zugestellt werden und prüfen diese stets sofort auf Richtigkeit."