30.05.2022. WiE-Mitglied Peter P. hat eine Wohnung vermietet. Mit der Arbeit der Verwaltung und des Beirats ist er seit langem nicht zufrieden. Die Wohnung, die er selbst bewohnt, verwaltet dagegen seine WEG selbst – und das funktioniert sehr gut, wie Sie in seinem Erfahrungsbericht lesen.

„Die WEG, in der ich eine Wohnung vermietet habe, befindet sich in Würzburg und umfasst 19 Parteien. Etwa die Hälfte der Wohnungen sind vermietet. Es fehlt dort vor allem an einem aktiven Beirat. Auch der Großteil der Eigentümer interessiert sich kaum für die Themen und Probleme, die anstehen. Und die wenigen, die Interesse zeigen, folgen in der Regel den Vorschlägen unserer bisherigen Verwaltung, deren Arbeit sehr zu wünschen übrig lässt.

Wir haben in der Wohnungseigentumsanlage, die rund 35 Jahre alt ist, zwei gravierende Probleme, die uns Eigentümern durch schlechtes Management bzw. Verschleppen seitens der Verwaltung unnötige Kosten bescheren: zum einen die Sanierung der Flachdächer, zum anderen die Wasserleitungen.

Vor sechs Jahren stand die Generalsanierung der Flachdächer an. Doch statt einer technisch einwandfreien und sinnvollen Lösung wurde eine technisch unzulässige und konzeptionell fehlerhafte Lösung beschlossen. Hinzu kamen handwerkliche Fehler bei der Ausführung, die folgenreich waren: Es kam zu mehreren Wassereintritten am Dach und einer Reihe von Nachbesserungen und voraussichtlich muss nochmals eine größere Sanierung des gesamten Attikabereiches (Aufkantung des Flachdachrands) erfolgen. Die Kosten hierfür auf der Basis zweier technischer Gutachten und darauf aufbauender Angebote von Fachfirmen werden auf rund 70.000 bis 75.000 Euro geschätzt. Da der damalige Beirat nach Fertigstellung der Sanierung jedoch einer mängelfreien Abnahme zugestimmt hatte – ein riesiger Fehler – (obwohl ich ihm im Vorfeld davon dringend abgeraten hatte, da Mängel erkennbar waren), wird die WEG auf den Kosten für die Nachbesserungsarbeiten sitzen bleiben.

Das noch dringlichere Problem, das uns ebenfalls schon seit längerem beschäftigt, sind die Trinkwasserleitungen. Diese müssen komplett erneuert werden, inklusive der im Keller befindlichen nicht mehr funktionstüchtigen Absperrventile. Bei den Rohren, die beim Bau des Gebäudes eingebaut wurden, handelt es sich um Kupfer- bzw. verzinkte Stahlrohre für Warm- bzw. Kaltwasser. Stahlrohre waren damaliger Stand der Technik, heute aber nicht mehr zeitgemäß. Da in Würzburg das Wasser sehr kalkhaltig ist, kam es im Lauf der Zeit immer wieder zu Rohrbrüchen und für die Kaltwasserseite zu einer starken Verkalkung und entsprechend reduziertem Wasserdurchfluss. Daraufhin verdoppelte die Wohngebäudeversicherung vor rund sechs Jahren unsere Versicherungsprämie – was für uns Eigentümer ebenfalls seitdem höhere Kosten bedeutete.

Der Zustand der Rohre ist schon lange bekannt. Mein Hinweis an den Verwalter und die Miteigentümer, wie wichtig eine Erneuerung der Wasserrohre ist, wurde aber lange Zeit ignoriert und somit verschleppt. Nun liegen endlich Angebote für die Erneuerung vor. Die Kosten werden auf ca. 160.000 Euro geschätzt. Allein durch das Herauszögern der Maßnahme dürften die Kosten heute geschätzt ca. 25.000 Euro höher ausfallen, was durch früheres Handeln hätte vermieden werden können.

Beide Sanierungsmaßnahmen hätte man vermutlich anders und besser auf den Weg bringen bzw. begleiten können, wenn die Verwaltung über mehr technisches Know-how verfügt hätte und auch feste Ansprechpartner für unsere WEG zuständig gewesen wären (das war meistens leider nicht der Fall). Außerdem würde ich mir einen deutlich aktiveren Verwaltungsbeirat wünschen. Doch unser Beirat, der zur Zeit aus zwei Personen besteht, ist für uns Miteigentümer so gut wie nie erreichbar und meines Erachtens auch nicht gut informiert. Ich selbst hatte früher beruflich viel mit der Bauwirtschaft zu tun und hätte dieses Know-how auch gerne in die Beiratsarbeit eingebracht, doch das ist nicht gewünscht.

Neben der vermieteten Wohnung in Würzburg besitzen meine Frau und ich noch eine weitere Wohnung in München, die wir selbst bewohnen. Es handelt sich um eine kleine WEG mit sechs Parteien. Wir verwalten uns seit Beginn an (1978) selbst und die Selbstverwaltung läuft hervorragend. Die Aufgaben, die anfallen, teilen wir untereinander auf und arbeiten gut zusammen. Die Sanierungen, die bisher anstanden, gingen alle unkompliziert über die Bühne, auch weil wir Eigentümer alle an einem Strang ziehen. Wir können uns zwischen Tür und Angel austauschen oder Dinge besprechen – und nicht nur einmal im Jahr während der Eigentümerversammlung. Das ist ein riesiger Vorteil. Die Selbstverwaltung ist eine sehr vernünftige Alternative für kleinere WEGs, vor allem dann, wenn die Eigentümer vor Ort wohnen und über ein breites technisches und kaufmännisches Know-how verfügen.“