15.02.2024. WiE-Mitglied Rainer D. (Name geändert) ist seit rund zehn Jahren Verwaltungsbeirat in einer WEG mit rund 220 Wohnungen in München. Eine problematische Dachaufstockung durch ein Immobilienunternehmen hat ihn und die anderen beiden Beiräte viel Zeit und Energie gekostet. Jetzt freut er sich darauf, sich wieder stärker anderen Themen widmen zu können.
„Im Oktober 2018 begann die Aufstockung unserer Wohnanlage. Seit der Zeit haben wir drei Verwaltungsbeiräte viel Zeit und Energie investiert, um die problematische und chaotische Dachaufstockung durch die Objektgesellschaft eines Projektentwicklers zu begleiten (Anmerkung von WiE: wir berichteten). Dieser hat auf den drei Gebäudekomplexen unserer WEG insgesamt 27 neue Wohnungen der gehobenen Preisklasse durch die Aufstockung einer Etage geschaffen und dabei leider erhebliche Schäden sowohl am Sonder- als auch am Gemeinschaftseigentum verursacht – bedingt durch mangelhafte Planung und Bauausführung. 2022 wurden die Wohnungen fertiggestellt, allerdings sind bisher nur wenige offiziell verkauft worden.
Hinzu kam, dass unser damaliger Verwalter – wie sich aber erst nach einiger Zeit herausstellte – eher die Interessen der aufstockenden Firma vertrat, statt die Interessen von uns Bestands-Wohnungseigentümern. Der Verwalter hat immer nur zugesehen, was die Firma gemacht hat, ohne aktiv unsere Interessen zu vertreten. Ein Beispiel: Die Baufirma verlegte Stromkabel beim Queren der Fußwege innerhalb unserer Wohnanlage einfach über den Boden. Erst nach zwei schweren Stürzen von Bewohnern sah sich die aufstockende Firma gezwungen, die Kabel über Kabelbrücken über die Fußwege zu führen.
Dieses Verhalten des Verwalters war sehr enttäuschend, hatten wir ihn doch gerade deshalb ausgewählt – da er eigentlich Erfahrung mit Baumaßnahmen hat – um die Auswirkungen der Aufstockung auf den Altbestand und die Bewohner zu minimieren. Aber ein Verwalterwechsel zum damaligen Zeitpunkt war mitten in der Aufstockungsphase unmöglich.
Für meine Beiratskollegen und mich erhöhte sich dadurch natürlich der Arbeitsaufwand. Wir waren in den vergangenen fünf Jahren unter anderem immer wieder damit beschäftigt, mit dem Verwalter zu kommunizieren und bei verschiedenen Punkten nachzuhaken bzw. ihm auf die Finger zu schauen.
Ende 2022 endete der Verwaltervertrag und seit Anfang 2023 haben wir nun eine neue Verwaltung, mit der die Zusammenarbeit bisher ganz gut funktioniert. Wir sind nun immer noch dabei, den Scherbenhaufen, den das aufstockende Unternehmen hinterlassen hat, aufzusammeln. Derzeit läuft ein Rechtsstreit unserer WEG gegen den Investor, wir haben diesen auf Beseitigung der Schäden und Baumängel verklagt. Wir wissen noch nicht, wie das Ganze ausgehen wird, und auf welchen Kosten die WEG letztendlich sitzen bleibt. Das Mutterunternehmen der Objektgesellschaft hat zwischenzeitlich Insolvenz angemeldet.
Dass wir die schwierige Phase der Dachaufstockung als Gemeinschaft gut überstanden haben, liegt sicher auch daran, dass wir Beiräte stets an einem Strang ziehen und das Verhältnis innerhalb unserer WEG schon seit langem recht gut ist. Es gibt auch einen ‚harten Kern‘, bestehend aus etwa 20 Eigentümern, die schon sehr lange hier wohnen und die sich besonders für die WEG-Belange interessieren. Wir Beiräte haben in den vergangenen Jahren viele positive Rückmeldungen für unseren Einsatz, insbesondere unser Engagement bezüglich der Aufstockungsproblematik, erhalten. Das freut uns natürlich.
Ich werde als Beirat auf jeden Fall weitermachen. Ich freue mich, dass wir uns bald wieder stärker anderen Themen widmen können, wenn der Rechtsstreit (hoffentlich bald) zu Ende ist. Aktuell steht die Sanierung unserer Tiefgarage an. Das ist ein riesiges Projekt.“