02.09.2021. Mit der Selbstverwaltung ihrer 3-Parteien-WEG ist WiE-Mitglied Anne Steuer sehr zufrieden. Welche Erfahrungen ihre WEG zuvor mit externen Verwalter*innen gemacht hat und wie die Selbstverwaltung in ihrer Eigentümergemeinschaft organisiert ist, lesen Sie in ihrem Erfahrungsbericht.

„Ich habe 2017 eine Wohnung in einem 3 Parteien-Haus gekauft, die Wohnung vermiete ich seit diesem Jahr. Seit 2019 verwalten wir uns selbst.

Zuvor hatte die WEG jahrelang mit einer Verwalterin zusammengearbeitet, mit deren Arbeit man auch zufrieden war. Doch dann gab es Probleme; es fehlte an Transparenz bei den Kontobewegungen: Instandhaltungs-Rückstellungen wurden unterjährig nicht getrennt geführt von den Vorauszahlungen für die laufende Bewirtschaftung. Zudem handelte es sich um ein Treuhandkonto. Auf unsere Rück- oder Anfragen wurde erst sehr verzögert und teilweise gar nicht reagiert. Das Vertrauen ging verloren, es folgte die Kündigung unsererseits.

Wir stellten zu diesem Zeitpunkt fest, dass wir mehr Aufwand mit den Kommunikationsversuchen und dem ‚Hinterherlaufen‘ nach Informationen hatten als die Verwalterin mit der Erledigung der vertraglichen Aufgaben.

Dennoch haben wir uns dazu entschieden, es noch einmal mit einer externen WEG-Verwaltung zu versuchen und beauftragten eine „Start-Up“- Verwaltung. Die Inhaber waren gerade erst mit der Verwalterausbildung fertig. Leider kümmerten sie sich aber nicht genügend um die Verwaltung von Wohnungseigentum, sondern orientierten sich schwerpunktmäßig hin zu anderen Geschäftsbereichen. Die Kommunikation war nicht ausreichend, zudem mussten wir Eigentümer immer wieder auf deutliche Buchungs- und Abrechnungsfehler hinweisen. Schließlich wurde der Geschäftszweig ‚Hausverwaltung‘ nach einem Jahr aufgegeben.

Nach dieser zweiten anstrengenden Erfahrung und mangels regionaler und preiswerter Alternativen haben wir uns dann mit der Selbstverwaltung auseinandergesetzt. Da wir zunächst nicht genau wussten, wie wir das Thema angehen sollen, bin ich bei Wohnen im Eigentum eingetreten.

Wir haben dann das WiE-Themenpaket ‚Selbstverwaltung‘ gekauft und uns mithilfe der darin enthaltenen Arbeitshilfen und Musterverträgen aufgestellt. Darin sind alle Aufgaben, die bei der Selbstverwaltung anfallen, aufgelistet. Diese haben wir in einem Geschäftsverteilungsplan untereinander aufgeteilt: Einer der Eigentümer ist ehemaliger Controller, er erstellt die Jahresabrechnung und den Wirtschaftsplan. Die andere Partei, ein Rentner-Ehepaar, holt Angebote ein, wenn Aufträge zu vergeben sind. Sie wohnen schon sehr lange hier und kennen die Geschäftsleute vor Ort, das ist natürlich ein Vorteil. Und ich kümmere mich um den Schriftverkehr für die WEG und bin bevollmächtigt, die Konten zu verwalten und Aufträge zu vergeben.

Wir sind wirklich zufrieden mit der Selbstverwaltung: Wir haben nicht mehr Arbeit als vorher, haben mehr Transparenz und sparen noch dazu die Kosten für den externen Verwalter. Man muss allerdings auch sagen, dass wir bisher keine größeren Projekte, zum Beispiel Sanierungen, stemmen mussten. Dadurch, dass unser Haus erst ca. 20 Jahre alt und die Bausubstanz gut ist, sind bisher auch kaum Erhaltungsmaßnahmen nötig gewesen.

Das Verhältnis unter uns Eigentümern ist gut – ich denke, das ist eine Grundvoraussetzung, wenn man sich als WEG selbst verwalten möchte. Außerdem ist unsere WEG von der Größe her überschaubar. Ich kann mir vorstellen, dass die Selbstverwaltung ab ca. 7 Parteien schwierig wird bzw. dann auch nicht mehr zu empfehlen ist. Dass wir eine ungerade Parteienzahl haben, erleichtert zudem die Mehrheitsbildung – in den Fällen, in denen wir mal nicht alle derselben Meinung sind.

Wichtig ist, dass alle Eigentümer sich mit der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums beschäftigen und diese stets im Blick haben. Wenn man sich nicht für das Haus interessiert und keine Zeit investieren möchte, ist die Selbstverwaltung nicht zu empfehlen. Doch da wir vorher ja bereits viel Zeit investiert haben, um die Verwaltung zu kontrollieren und immer wieder dafür zu sorgen, dass Fehler korrigiert werden, ist der Aufwand jetzt eigentlich nicht größer.“