Wohnen im Eigentum (WiE): Erheblicher Handlungsbedarf bei Jahresabrechnungen bezüglich Verständlichkeit und Transparenz / 86% der Umfrage-Teilnehmer wünschen DIN-Norm

30.05.2022. In einer Online-Umfrage von Wohnen im Eigentum (WiE) zu Jahresabrechnungen belegen die Antworten von 1.630 Teilnehmern aus 1.540 WEGs mit mindestens 68.000 Wohnungen: bei den Jahresabrechnungen der Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) besteht dringender Reformbedarf. Nur für etwa 50 % der Befragten sind die Jahresabrechnungen verständlich und nachvollziehbar, nur 51 % sehen sich in der Lage, die Abrechnungen insgesamt rechnerisch zu überprüfen. Konkrete Defizite und Schwachstellen werden identifiziert und Verbesserungsvorschläge aufgeführt: 56 % wünschen sich einheitliche Gliederungen, textliche Erläuterungen, Lese- und Interpretationshilfen sowie verständliche und verbindliche Begriffsbestimmungen u.v.m. Damit nachvollziehbare Jahresabrechnungen zum Standard und vergleichbar werden, halten 86 % der Befragten eine DIN-Norm Jahresabrechnung und Vermögensbericht für unbedingt erforderlich oder von Vorteil. WiE unterstützt die Konstituierung eines DIN-Normenausschusses.

Einmal im Jahr erhalten die Eigentümer von ca. 10 Mio. Eigentumswohnungen in Deutschland eine Jahresabrechnung über die Einnahmen und Ausgaben der WEG im letzten Jahr sowie über die Rücklagen der Gemeinschaft und ihre eigenen Zahlungspflichten. Damit sind die Jahresabrechnungen für die Eigentümer die wichtigen Rechenschaftsberichte über die Finanzlage der WEG und über ihre eigenen Hausgeld-Zahlungen. Wie die aktuelle Umfrage des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum (WiE) zeigt, kommen viele Jahresabrechnungen dieser Bedeutung nicht nach, mit der Folge, dass eine Mehrheit der Wohnungseigentümer sie nicht verstehen, sie mit der Überprüfung dieses Zahlenwerkes überfordert sind und ihnen der finanzielle Durchblick bei der WEG-Verwaltung fehlt.

Das Ergebnis:

Nur für etwa 50 % der Befragten sind die Jahresabrechnungen verständlich und nachvollziehbar gegliedert und aufgebaut, für 42% insgesamt gut verständlich. Nur 51 % der Befragten können die Jahresabrechnung vollständig rechnerisch überprüfen. Da Jahresabrechnungen ein Zusammenspiel mehrerer „Bausteine“ und vieler einzelner und zusammengefasster Buchungspositionen sind, müssen sie in vollem Umfang überprüfbar und nachrechenbar sein.

Fehlende Lese- und Interpretationshilfen, Tabellen ohne Erläuterungen, fehlende Formeln zum Nachrechnen, fehlende Teile oder Module, unklare Überträge und diverse Fehler – diese und andere Defizite und Schwachstellen erschweren oder behindern für bis zu 58 % der Befragten die Nachvollziehbarkeit der Abrechnungen.

Unterstützungsleistungen der Verwaltungen angesichts der Defizite unzureichend
Bei Problemen oder Fragen wird die Unterstützung der Verwaltungen gesucht und erwartet. Zwar geben 70% der Befragten an, dass ihre Verwaltung ihnen für Fragen vor der Eigentümerversammlung zur Verfügung steht. Für die Behebung grundlegender Verständnisprobleme reicht dieses Angebot allerdings in vielen Fällen nicht aus, wie die weiteren Fragen und Antworten belegen. Die gute Praxis, einen separaten Besprechungstermin vor der Eigentumsversammlung durchzuführen, bieten Verwaltungen nur 14% der WEGs an. 30% der Befragten erhalten keine oder nur unzureichende Antworten auf ihre Fragen.

Erheblich defizitär ist die Aufklärung der Wohnungseigentümer über wichtige gesetzliche Änderungen zur Jahresabrechnung ausgefallen: Nur 32% der Befragten sind von der Verwaltung vor der Eigentümerversammlung über die gesetzlichen Änderungen der Beschlussfassung mit dem neuen WEGesetz informiert worden, 34% haben einen schriftlichen Formulierungsvorschlag für den neuen Beschlussantrag über die Abrechnung erhalten. Hier sind zu wenig Verwaltungen ihrer Bringschuld – Wohnungseigentümer über gesetzliche und rechtliche Änderungen zu informieren – nachgekommen.

Wohnungseigentümer haben viele konkrete Verbesserungsvorschläge
56 % der Teilnehmer erklären, dass für sie textliche Erläuterungen, Lese- und Interpretationshilfen sowie allgemeinverständliche und –verbindliche Begriffsbestimmungen hilfreich und wichtig wären. Des Weiteren wünschen sich Wohnungseigentümer eine standardisierte Gliederung, Formeln zur Schlüssigkeitsprüfung, die Erläuterung rechtlicher Vorgaben, Formularvorlagen, keine Veränderung der Form von Jahr zu Jahr, eine Zertifizierung der Abrechnungs-Software für Verwaltungen.

86 % halten eine DIN-Norm für unbedingt erforderlich oder von Vorteil
Im Ergebnis kommen 86 % der Umfrageteilnehmer zu dem Schluss, dass eine DIN-Norm für Jahresabrechnungen unbedingt erforderlich oder von Vorteil ist. Von einer eigentümer- und verbrauchergerechten DIN-Norm Jahresabrechnung erwarten sie, dass damit viele der von ihnen festgestellten Defizite und Schwachstellen beseitigt werden, die Überprüfung von Jahresabrechnungen vereinfacht und Fehler einfacher zu finden sind. 62,5 % der Befragten sind der Meinung, dass eine einheitliche Darstellungsweise auch den Verwaltungen die Arbeit erleichtern wird.

„Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Wohnungseigentümer ein sehr starkes Interesse an Verbesserungen – also Vereinfachungen, Vereinheitlichungen, Standardisierungen – bei den Jahresabrechnungen haben.“ so das Fazit von Gabriele Heinrich, Vorständin von Wohnen im Eigentum (WiE). Ihnen sei auch bewusst, dass sie als einzelne WEGs es nicht allein schaffen werden, ihre Forderungen und Vorstellungen am Markt durchzusetzen und gar eine Vereinheitlichung zu erreichen. Die Umfrageergebnisse würden auch zeigen, dass eine DIN-Norm sowohl den Eigentümern als auch den Verwaltungen von Nutzen sein wird. Sie kann die Zusammenarbeit erleichtern und Streitigkeiten vermeiden helfen. Heinrich: „Eine DIN-Norm wäre eine klare Win-Win-Strategie für alle Beteiligten.“ Das Ergebnis dieser Befragung ist nach Ansicht des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum ein starkes Argument für die Entwicklung einer DIN-Norm. WiE unterstützt aus diesen genannten Gründen die Konstituierung eines DIN-Normenausschusses Jahresabrechnung und Vermögensbericht.

Die Auswertung der Umfrageergebnisse umfasst 103 Seiten, darin sind im Anhang auf 64 Seiten die ausgewerteten Freitextantworten der Umfrageteilnehmer enthalten. Hier der direkte Zugang zu den Umfrageergebnissen „WiE-Umfrage-Jahresabrechnung-Auswertung der Ergebnisse“.