2.509 Immobilieneigentümer*innen haben an WiE-Umfrage teilgenommen / Ein- und Mehrfamilienhäuser sind häufiger gegen Elementarschäden versichert als Wohnungen / 62 Prozent aller Teilnehmenden befürworten Einführung einer Pflichtversicherung

31.10.2024. Das Thema der verpflichtenden Elementarschadenversicherung ist seit vielen Jahren im Gespräch. Aktuell fordert der Bundesrat die Einführung einer Versicherungspflicht, der Bund lehnt die Vorlage eines entsprechenden Entwurfs bislang ab. Der Verbraucherschutzverband Wohnen im Eigentum (WiE) hat jetzt in einer bundesweiten Umfrage untersucht, wie Immobilieneigentümer*innen dazu stehen. Deren Sicht auf das Thema findet in der politischen Debatte bisher kaum Beachtung. Fast zwei Drittel der befragten Eigentümer*innen befürworten eine verpflichtende Elementarschadenversicherung. Für Wohnungseigentümer*innen ist es ansonsten schwierig, ihr Eigentum abzusichern.

Elementarschäden sind Schäden an Gebäuden, die durch Naturereignisse – sogenannte Elementargefahren – verursacht werden. Außer Sturm- und Hagelschäden werden diese Gefahren nicht automatisch durch die Gebäudeversicherung abgedeckt, sondern erfordern eine zusätzliche Elementarschadenversicherung. Wohnen im Eigentum (WiE) hat eine Online-Umfrage unter privaten Immobilieneigentümer*innen zum Thema der Elementarschadenversicherung durchgeführt. 2.509 Immobilieneigentümer*innen haben daran teilgenommen, davon 546 Eigentümer*innen eines Ein- oder Mehrfamilienhauses und 1.963 Eigentümer*innen einer Eigentumswohnung, die WEGs mit mindestens 73.336 Wohneinheiten repräsentieren.

Unzureichende Absicherung des Wohnungseigentums – Pflichtversicherung könnte helfen

Die Umfrage zeigt, dass ein Großteil der Eigentümer*innen von Ein- und Mehrfamilienhäusern, nämlich rund 60 Prozent, einen Versicherungsschutz gegen Elementarschäden haben, während nur rund 40 Prozent der Wohnungseigentümer*innen angeben, gegen Elementarschäden abgesichert zu sein. Dabei zeigt sich auch: Je größer eine Wohnungseigentümergemeinschaft, desto niedriger die Versicherungsquote. Allerdings ist bei den Wohnungseigentümer*innen der Anteil derjenigen, die den Versicherungsstatus ihrer Immobilie nicht kennen, mit 30 Prozent vergleichsweise hoch.

Die größte Hürde für den Abschluss einer Versicherung ist der erforderliche Mehrheitsbeschluss in einer WEG. Dies macht die systembedingten Nachteile von Wohnungseigentümer*innen deutlich. „Für einen einzelnen Wohnungseigentümer ist es nicht möglich, das Gebäude gegen Elementargefahren abzusichern, wenn sich die Mehrheit der Gemeinschaft quer stellt“, sagt WiE-Vorständin Dr. Sandra von Möller. „Hier würde die Einführung einer Pflichtversicherung helfen, für die wir als Verband eintreten.“ Mit dieser Position verstärkt WiE die Stimmen der an der Umfrage teilnehmenden Immobilieneigentümer*innen: Fast zwei Drittel befürworten die Einführung einer Elementarschadenpflichtversicherung.

Rückmeldungen aus der Umfrage zeigen zudem, dass die Ausgestaltung der Versicherungspflicht im Detail wichtig ist. „Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden sollte sämtliche Wasserschäden abdecken, also auch Schäden, die durch Grundwasser verursacht werden“, sagt Dr. von Möller. Denn für Versicherungsnehmer*innen sei es kaum nachvollziehbar, warum die eine Schadensursache versichert ist und die andere nicht, wenn das Ergebnis, nämlich Wasser im Gebäude, identisch ist. Zudem ist es für Immobilieneigentümer*innen häufig unmöglich, die Ursache des Schadens zu beweisen.

WiE: Individuelle Prävention fördern, staatlichen Hochwasserschutz ausbauen

Neben der verpflichtenden Elementarschadenversicherung fordert WiE staatliche Präventionsmaßnahmen durch Anpassungen im Bauordnungs- und Bauplanungsrecht sowie effektiven Hochwasserschutz und deren konsequente Umsetzung. Zudem sollten Präventionsmaßnahmen der Eigentümer*innen an den Wohngebäuden gefördert werden. „Dieser Dreiklang an Maßnahmen ist notwendig, um Immobilien nachhaltig und effektiv vor Schadensereignissen zu schützen“, so von Möller.

Nur wenige Eigentümer*innen haben Schutzmaßnahmen umgesetzt

Bei Wohnungseigentum sollten individuelle Schutzmaßnahmen über einen Sanierungs- und Modernisierungsplan gesteuert werden, wie ihn WiE schon lange verpflichtend fordert. Denn die Umfrage zeigt auch, dass bisher nur wenige Eigentümer*innen aktiv wurden, um die eigene Immobilie zu schützen: Rund 20 Prozent der Wohnungseigentümer*innen und rund 30 Prozent der Eigentümer*innen von Ein- und Mehrfamilienhäusern haben bauliche oder technische Schutzmaßnahmen an ihrer Immobilie gegen Starkregen und Hochwasser vorgenommen. „Aber ein Wasserschaden durch ein Extremwetterereignis ist mittlerweile ein Phänomen, das fast jede Immobilie jederzeit treffen kann“, so von Möller

Umfrage-Details auf einen Blick:

  • 2.509 Teilnehmende: 546 Eigentümer*innen eines Ein- oder Mehrfamilienhauses und 1.963 Wohnungseigentümer*innen, die für WEGs mit mindestens 73.336 Wohneinheiten stehen.
     
  • Status quo der Elementarschadenversicherung: 42 Prozent der Wohnungseigentümer*innen haben eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen, wobei weitere 30 Prozent den Versicherungsstatus ihrer Wohnung nicht kennen; im Vergleich: 59 Prozent Eigentümer*innen von Ein- und Mehrfamilienhäusern sind gegen Elementarschäden versichert, nur 7 Prozent kennen den Versicherungsstatus nicht.
     
  • Hindernisse beim Versicherungsschutz von Wohnungen: Der häufigste Grund dafür, dass für Wohnungen keine Elementarschadenversicherung abgeschlossen wird, ist das Nichtzustandekommen des erforderlichen Mehrheitsbeschlusses in einer WEG; dies liegt laut Umfrage vor allem an den zu hoch empfundenen Kosten und an der Intransparenz der Angebote, nicht aber an mangelnden Angeboten.
     
  • Bauliche Schutzmaßnahmen: Nur 19 Prozent der Wohnungseigentümer*innen haben bauliche oder technische Schutzmaßnahmen gegen Starkregen und Hochwasser vorgenommen; im Vergleich: bei Ein- bzw. Mehrfamilienhäusern sind es 30 Prozent.
     
  • Zustimmung zur Versicherungspflicht: 62 Prozent aller Immobilieneigentümer*innen befürworten die Einführung einer Elementarschadenpflichtversicherung.
     
  • Erfahrung mit Elementarschäden: 15 Prozent der Immobilieneigentümer*innen haben schon einmal einen Elementarschaden erlitten, der durch Starkregen oder Hochwasser entstanden ist; 49 Prozent der Betroffenen hatten zu diesem Zeitpunkt eine Versicherung.
     
  • Pflicht zur Angebotserstellung: 79 Prozent der Immobilieneigentümer*innen sprechen sich für eine Angebotspflicht der Versicherungsanbieter aus.
     
  • Informationsdefizite: 56 Prozent der Immobilieneigentümer*innen fühlen sich nicht ausreichend über die Inhalte der Elementarschadenversicherung informiert.

>> Umfrage-Ergebnisse im Detail
>> WiE-Positionspapier zur Elementarschadenpflichtversicherung

 

Über WiE

Wohnen im Eigentum (WiE) ist ein bundesweit aktiver Verbraucherschutzverband mit rund 15.000 Mitgliedern und Sitz in Bonn. Der Verband tritt für die Interessen und Rechte von privaten Immobilieneigentümern, insbesondere von Wohnungseigentümern und Wohnungseigentümergemeinschaften ein. WiE fordert mehr Verbraucherschutz und Markttransparenz in der Bau- und Immobilienbranche. Seine Mitglieder unterstützt WiE mit kostenfreien Rechts-, Energie- und Bauberatungen sowie mit umfangreichen Informationsveranstaltungen, Ratgebern und Arbeitsmaterialien. WiE ist parteipolitisch neutral, unabhängig und Mitglied im Verbraucherzentrale Bundesverband. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Vereins unter www.wohnen-im-eigentum.de