Ergebnis der WiE-Blitz-Umfrage zu Beratungsangeboten und Förderprogrammen zur Energiewende / 2.694 Wohnungseigentümer*innen teilen Sorgen und Befürchtungen in 1024 Kommentaren

07.12.2022. Die Blitz-Umfrage des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum (WiE) zeigt, dass Wohnungseigentümer*innen mit der Umsetzung von energetischen Maßnahmen in der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) überfordert sind. Das Interesse an den Themen ist zwar groß, aber die Komplexität von Sanierungsmaßnahmen und Zweifel an der rechtskonformen Umsetzbarkeit führen zu einer Verunsicherung von Wohnungseigentümer*innen. Sie vermissen passgenaue - auf das Wohnungseigentum zugeschnittene - Informationen, Ratgeber, Webseiten und Beratungsangebote. Außerdem wünschen sie sich von Politik und Gesetzgebung Verlässlichkeit und Kontinuität im politischen Handeln sowie klare gesetzliche Regelungen, die auch durchführbar sind.

Mit Sanierungsvorhaben überlastet und verunsichert

Eigentlich hatte Wohnen im Eigentum (WiE) die Wohnungseigentümer*innen nach ihrer Meinung zu Beratungsangeboten und Förderprogrammen zur Energiewende befragt, aber in über 1.000 Freitextantworten der 2694 Umfrageteilnehmenden wurde auch deutlich: Einerseits ist ein hohes Bewusstsein und Interesse für Umwelt- und Energiethemen vorhanden, andererseits sind Wohnungseigentümer*innen in vielen Fällen mit Sanierungsvorhaben oder dem Einsatz erneuerbarer Energien in ihrer WEG überfordert. Sie wissen nicht, wie ein Sanierungsvorhaben angeschoben und erfolgreich durchgeführt werden kann und befürchten zudem, dass die Eigentümerversammlung gar keine oder falsche Entscheidungen trifft.

Komplexität von Sanierungen überfordert

Umfangreiche Sanierungen in WEGs sind sehr komplex, zeitintensiv und erfordern ein hohes Maß an Organisationsleistungen: Überzeugungsarbeit bei Miteigentümer*innen und der Verwaltung, Planung des rechtskonformen Vorgehens nach dem Wohnungseigentumsgesetz, bauliche und technische Entscheidungen etc. Hier stehen die teilnehmenden Wohnungseigentümer*innen vor vielen offenen Fragen und enormen Hürden wie Herausforderungen. „Die Komplexität umfassender Sanierungsmaßnahmen überfordert viele, insbesondere wenn Eigentümer*innen in größeren WEGs als Laien über Investitionen im sechs- oder sieben-stelligen Bereich (Euro) beschließen müssen“, sagt Gabriele Heinrich, Vorständin von Wohnen im Eigentum. Nur in wenigen WEGs gibt es bisher Arbeitsgruppen oder Energiekommissionen, häufiger sind Einzelkämpfer*innen anzutreffen. Unbekannt ist auch vielen WEGs, dass für komplexe Sanierungen ein Sanierungsfahrplan über die einzelnen Verfahrensschritte beschlossen werden kann.

Zweifel an der Umsetzbarkeit energetischer Maßnahmen verbreitet

Viele Teilnehmende der Umfrage haben Zweifel an der Umsetzbarkeit energetischer Maßnahmen. Die Energieberatungen sind zu wenig auf die Besonderheiten in WEGs ausgerichtet sind. Die Berichte und Beratungsaussagen seien oft unbefriedigend – zu allgemein, widersprüchlich oder zusammengesetzt aus Textbausteinen ohne Bezug zur konkreten WEG-Situation. Ebenso ist vielen unklar, wie ein Sanierungsvorhaben in WEGs in der Folge angeschoben und durchgeführt werden kann und soll. „Der Energieberatungsbericht liegt vor – was nun?“ wird gefragt. Interessierten an Fernwärme fehlen Auskünfte über den Ausbau aktueller Fernwärmenetze oder die Planung von neuen Fernwärmenetzen.

Defizit an energetischer Rechtsberatung

„Viele Teilnehmende haben außerdem angegeben, nicht das rechtliche Wissen über die praktischen Umsetzungsmöglichkeiten gesetzlicher Vorgaben zu haben“, analysiert Gabriele Heinrich. „Andererseits wird von ihnen aber erwartet, dass sie rechtskonforme Wege gehen und Beschlüsse fassen.“ Hier fehlt vielen eine energetische Rechtsberatung – sowohl für die einzelnen Wohnungseigentümer*innen als auch für die WEG.

Blockade in den „eigenen Reihen“ – konstruktive Gesprächskultur fehlt

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Teilnehmende Einzelkämpfer*innen bei der Umsetzung von energetischen Maßnahmen in ihrer WEG sind. Den eigenen Angaben zu Folge sind sie selten erfolgreich und viel häufiger ratlos, wie sie ihre Miteigentümer*innen ansprechen und motivieren können. Häufig sehen sie sich mit Blockadeverhalten von Miteigentümer*innen konfrontiert: aus Unkenntnis oder Desinteresse der Miteigentümer*innen. Nicht selten mangelt es an einer konstruktiven Gesprächskultur in der WEG.

Diesen Einzelkämpfer*innrn wie auch den Verwaltungsbeiräten fehlt jegliche motivierende und fachliche Unterstützung, zum Beispiel in Form von externen möglichst kostenfreien Schulungsangeboten oder prozessbegleitenden Coachings.

Forderungen an Politik und Gesetzgebung

Wohnungseigentümer*innen fordern deshalb vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), auch von der Politik, sich dafür einzusetzen, dass sie passgenaue – auf das Wohnungseigentum zugeschnittene – Informationen, Ratgeber, Webseiten und Beratungsangebote erhalten sowie spezielle Förderprogramme. Außerdem wünschen sie sich mehr gesetzliche Pflichtvorgaben („sonst passiert hier nichts“), sowie Kampagnen und Strategien, wie Miteigentümer*innen motiviert werden können und eine professionelle Prozess- und Planungsbegleitung mit Moderation und Rechtsberatung.

Schließlich vermissen die Umfrageteilnehmenden Verlässlichkeit und Kontinuität im politischen Handeln und wünschen sich klar formulierte gesetzliche Regelungen sowie in der Praxis umsetzbare Anforderungen. Gefordert wird mehr mittel- bis langfristige Planungssicherheit, da WEGs systembedingt lange Planungszeiten haben. Vertreten wird der Wunsch, als Wohnungseigentümer*innen bei Gesetzesänderungen als wichtige Zielgruppe wahrgenommen und berücksichtigt zu werden.

„WiE setzt darauf, dass die Wohnungseigentümer*innen mehr Gehör finden und ihre berechtigten Anforderungen endlich umgesetzt werden. Denn fest steht: Ohne die Wohnungseigentümer*innen wird es keine Klimawende geben!“, zieht Gabriele Heinrich ihr Fazit aus den Umfrageergebnissen.

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Auswertung der Umfrageergebnisse 
Anhang der Freitextantworten der Umfrageteilnehmer