30.7.2013  Es gibt 9,3 Millionen Eigentumswohnungen - ein Viertel aller Wohnungen, drei Millionen mehr als bisher angenommen, mehr als doppelt so viele wie bei kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen zusammen. Das hat der Zensus von 2011 ergeben. Aber in den Wahlprogrammen der Bundestagsparteien kommen Eigentumswohnungen praktisch nicht vor.

Doch „wichtige Versprechungen der Parteien wie Klimaschutz, bezahlbarer Wohnraum, altersgerechtes Wohnen sind ohne Einbeziehung der Besonderheiten und spezifischen Probleme dieser Wohnform nicht zu erreichen“, sagt Gabriele Heinrich, Geschäftsführerin der Verbraucherschutzorganisation wohnen im eigentum e. V.

Alle wollen das Klima schützen ...
... und alle wissen, dass 40 Prozent des Energieverbrauchs auf Gebäude zurückgeht. Das heißt: Klimaschutz ohne Eigentumswohnungen ist eine lahme Ente. Doch kein Wahlprogramm sagt, wie Wohnungseigentum mit seinen höchst unterschiedlichen Strukturen, aber immer komplizierten Entscheidungsprozessen einbezogen und gezielt gefördert werden soll. Für Vermieter hat die letzte Mietrechtsreform die Durchsetzung von energetischer Sanierung erleichtert – nicht für vermietende Wohnungseigentümer, die etwa die Hälfte der Wohnungseigentümer ausmachen und damit einen entscheidenden Einfluss auf Sanierungsbeschlüsse haben, die oft eine Dreiviertel-Mehrheit benötigen. Für sie fehlt bislang eine gesicherte Möglichkeit, Sanierungsbeschlüsse der Eigentümergemeinschaft gegenüber ihren Mietern durchzusetzen und die Kosten auf sie umzulegen - Gift für ihre Sanierungsmotivation, aber für keine Partei ein Problem.

Alle wollen Wohnen zu Hause bis ins Alter ermöglichen ...
... vor allem durch Verbesserung des Pflegeangebots. FDP und Union setzen zusätzlich auf Förderung auch von barrierefreiem Umbau bestehender Wohnungen – die erste Voraussetzung, in der gewohnten Umgebung bleiben zu können. Aber niemand beachtet, dass der barrierefreie Zugang zur Eigentumswohnung und oft sogar zu ihren Balkonen nur mit Zustimmung der Miteigentümer zu realisieren ist. Dafür fehlen im Wohnungseigentumsgesetz - anders als im Mietrecht – bislang Regeln. Wer Barrierefreiheit beansprucht, ist Miteigentümern und Gerichten auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.

Alle wollen bezahlbaren Wohnraum ...
... doch für SPD und Grüne sind das überhaupt nur Mietwohnungen, CDU/CSU und FDP sehen immerhin, dass viele Menschen durch das eigene Heim Schutz gegen steigende Wohnkosten suchen. Aber keine Partei verhindert, dass der Kauf durch steigende Nebenkosten immer teurer wird. Bis auf Bayern und Sachsen haben alle Bundesländer die Grunderwerbsteuer in den letzten Jahren erhöht, gerade wurden die Gebühren für Notar und Grundbuch heraufgesetzt und bei den Maklerkosten ist nur von Mietern die Rede, nicht von Käufern.

Alle wollen Verbraucherschutz ...
... auch durch mehr und bessere Information bei Produkten zur Geldanlage. Aber dass die eigene Immobilie für die meisten Verbraucher die größte Investition ihres Lebens ist und dass sie bei ihrem Kauf und Unterhalt Schutz brauchen, hat sich noch lange nicht überall herumgesprochen. Aber es gibt

... erste Ansätze für Verbraucherschutz auch für Käufer und Besitzer von Immoblien. Die SPD sieht den Verkauf von Schrottimmobilien wenigstens als Thema für Verbraucherschutz und CDU/CSU will den Verbraucherschutz bei Bau- und Dienstleistungen im Immobiliensektor ausbauen – dies wäre ein Novum. wohnen im eigentum sieht das auch als Erfolg der eigenen Arbeit als Verbraucherschutzorganisation. „Wir hätten es gerne etwas konkreter. Dafür haben wir bereits zahlreiche Vorschläge gemacht“, sagt Gabriele Heinrich.

„Wir werden darauf achten, ob das Wohnungseigentum im Wahlkampf noch angemessene Berücksichtigung findet und die Wohnungseigentümer darauf hinweisen“, sagt Gabriele Heinrich.