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30.10.2013 Über das Thema Kommunikation in der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) diskutierten am 21. Oktober 2013 in München über 30 Beiräte und Eigentümer: Das brachte interessanten Ergebnisse und ist Anlass für ein neues Forum.

Die wichtigsten Befunde der Veranstaltung: Kommunikation findet oft entweder gar nicht statt oder läuft gründlich schief. Aber auch: Es gibt sehr unterschiedliche, interessante Versuche, das Problem zu lösen.

Problem externe Eigentümer
Der erste Beitrag griff die Situation auf, dass es in der WEG viele externe Eigentümer gibt. Zu ihnen haben Beiräte und Selbstnutzer oft keinerlei Kontakt. Am Geschehen der WEG nehmen die Externen über Verwaltervollmachten teil, die nicht mit Weisungen versehen sind, der Verwalter kann sie also nach Belieben einsetzen. Das bedeutet: Beschränkung des Einflusses der Selbstnutzer, Kontrollverzicht der Externen, also Entmachtung der Eigentümer.

Der Bericht eines Beirats zeigte: Das lässt sich ändern. Er hat sich die Eigentümerliste beschafft und  durch Überzeugungsarbeit 25 Dauervollmachten erlangt. Bei Entscheidungen mit großen finanziellen Auswirkungen besteht er allerdings zusätzlich auf einer Einzelvollmacht. Nach den Versammlungen gibt er Rechenschaft. Das alles bedeutet „Klingelputzen“ und viel Arbeit, der Beirat schätzt den Aufwand auf 30 Stunden pro Woche.

Ein anderer Beirat hat gezeigt, dass auch die externen Eigentümer etwas für ihre Interessen tun können. Es ging um eine Anlage in Magdeburg mit 84 Einheiten. Da davon 81 vermietet sind, schied die Möglichkeit aus, dort wohnende Eigentümer zu bevollmächtigen. Deshalb trifft sich ein Teil der Eigentümer – circa 30 – einmal jährlich in München und bespricht, was zu tun ist.

Kommunikationshilfe Internet
In einer Anlage mit 148 Einheiten hält der Beirat alle zwei Monate Treffen ab, die allen Eigentümern offen stehen. Dort bietet der Verwalter den Eigentümern ein Informationsportal, in dem sie etwa die für den Verkauf einer Wohnung wichtigen Unterlagen wie die Teilungserklärung finden.

Den Weg der Internetnutzung geht eine Münchner Anlage mit 155 Einheiten konsequent weiter. Sie hat ein eigenes Forum eingerichtet, zu dem die Verwaltung keinen Zutritt hat, um den Eigentümern eine unbefangene Diskussion zu ermöglichen. Dort werden wichtige Fragen vor der Eigentümerversammlung diskutiert. Außerdem gibt es einen Email-Verteiler mit etwa 90 Prozent der Eigentümer, über den der Beirat zu aktuellen Fragen informiert. Das System ist zu besichtigen unter www.gruene-mitte-giesing.de, natürlich nur von außen, denn rein dürfen nur registrierte und überprüfte Eigentümer.

Strategie und Taktik
Dass es hier oft um Kampf und Strategie geht, zeigte der Bericht der Beirätin einer Anlage mit 13 Einheiten. Sie hatte in mühevoller Recherche Fehler der Verwaltung aufgedeckt und davon ihre Beiratskollegen überzeugt. Dann kam der Gegenangriff, hinter dem auch massive wirtschaftliche Interessen steckten. Er hatte Erfolg: Auf der Eigentümerversammlung stand die Beirätin allein. Heute sagt sie, vielleicht hätte sie mit zusätzlichen Kommunikationsanstrengungen, durch Einzelgespräche mit den Miteigentümern mehr erreichen können. Doch das war für sie auch ein zeitliches Problem, die Beirätin ist berufstätig.

Wie wichtig es ist, nicht nur die richtigen Argumente zu haben, sondern sie in Dauerarbeit durchzusetzen, zeigte der Bericht einer anderen Beirätin (Anlagengröße 37). Sie will den Verwalter abberufen lassen, weil er es trotz Hinweis ablehnt, die gesetzlichen Legionellen-Vorschriften einzuhalten. Sie hat in vielen Einzelgesprächen ihre 36 Miteigentümer überzeugt und die Einberufung einer Eigentümerversammlung durchgesetzt. Aber dann verfälschte der Verwalter in der Tagesordnung das Thema, indem er sinngemäß „persönliche Unstimmigkeiten zwischen Beirat und Verwalter“ als Grund für den Abberufungsantrag angab. Also hakte die Beirätin vor der Versammlung nochmals telefonisch bei den Eigentümern nach.

Hoffnungslose Fälle?
Es kamen auch die Fälle zur Sprache, in denen jeder kritische Kommunkationsversuch im Keim erstickt wird, etwa ein Eigentümer, der vom Beirat mit seinem Anliegen abgebügelt wird, der beim Verwalter ohnehin kein Gehör findet und den schließlich auch noch die Miteigentümer schneiden. Da bleibt manchmal nur die Alternative zwischen Resignation oder dem Weg zu den Gerichten. Beides kein Ersatz für Kommunikation. Aber die große Frage, wie diese in solchen – nicht so seltenen Fällen – zu erreichen ist, konnte dieser Abend nicht beantworten – noch nicht.

Forum: Kommunikation in der WEG
Der Abend zeigte, dass hier viel verbessert werden muss und kann. Auch wenn es kein Patentrezept für alle Situationen gibt, kann jede WEG von den Erfahrungen anderer profitieren. Deshalb hat wohnen im eigentum für seine Mitglieder ein Forum eingerichtet. Das finden Sie nach dem Einloggen hier.