Auswertung und Ergebnis der Aktion "Machen Sie mit beim Sicherheitscheck für WEG Konten"

 

28. Mai 2013 Die Gelder vieler Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) liegen auf unsicheren „Treuhandkonten“. Viele Kreditinstitute finden das in Ordnung, keines sorgt aktiv für Aufklärung der Wohnungseigentümer über Kontosicherheit. Auch die Verwalter tun oft nichts für eine Änderung dieser Situation. Den Eigentümern fehlen dafür meist Problembewusstsein und Wissen. Aber sie lassen sich durch Information und Hilfestellung motivieren. Das sind die Kernaussagen der „Aktion Sicherheits-Check für WEG-Konten“, deren Auswertung – mit zahlreichen Fallbeispielen - der Verbraucherschutzverein wohnen im eigentum e. V. jetzt in diesem Bericht vorlegt.

Die Konto-Aktion: wohnen im eigentum war aus der Vereinsarbeit bekannt, dass Treuhandkonten noch immer verbreitet waren. Deshalb rief der Verein im November 2012 alle Wohnungseigentümer, sich durch Überlassung von Kontounterlagen und weiteren Informationen an der Aktion „Sicherheitscheck für WEG-Konten“ zu beteiligen. Das sollte einerseits genauere Informationen über Umfang und Ursachen des Konto-Problems bringen, um gezielt auf Änderungen hinwirken zu können. Andererseits sollte die Aktion selbst der erste Schritt dieses Änderungsprozesses sein und die Eigentümer sensibilisieren und soweit erforderlich zur Kontoumstellung motivieren. Dazu wurde ihnen umfangreiche Hilfestellungen durch Beurteilung eingesandter Kontounterlagen, Informationen, Musterschreiben und mehr angeboten.

Die Aktion lief bis Ende April 2013, jetzt liegt die Auswertung vor. 91 Eigentümer haben Kontounterlagen zugeschickt oder konkrete Angaben zu ihrer Kontosituation gemacht, angesichts der Sensibilität der Daten eine beachtliche Anzahl. Über 9000 mal wurden die Informationen zur Konto-Aktion auf der Website abgerufen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Aktion:

1. Treuhandkonten sterben nicht aus
Von den 91 gemeldeten Konten wurden 47 als Treuhandkonten geführt. 31 Kreditinstitute, darunter 20 Sparkassen, wurden ermittelt, die noch Treuhandkonten führen. Eine Liste der Namen enthält der Auswertungsbericht. Das lässt sich nicht einfach statistisch hochrechnen. Aber dass mehr als 30 Konten aus der Zeit vor der Reform von 2007 bis heute nicht umgestellt wurden, dass mindestens sieben weitere Treuhandkonten erst kürzlich, jedenfalls aber nach 2007 neu angelegt wurden, zeigt deutlich: Bis heute existiert bei den beteiligten Akteuren – Banken, Verwalter, Eigentümer – kein flächendeckendes Problembewusstsein. Folge: Das Problem wird sich nicht auf lange Sicht durch „Aussterben“ der Treuhandkonten von selbst erledigen.

2. Kreditinstitute: Desinteresse und Know-how-Defizit
„Uns interessieren nur die Verwalter.“ So brachte ein Banker die Einstellung vieler Kreditinstitute auf den Punkt. Für sie ist Kunde der Verwalter, nicht die WEG, um deren Geld es geht. Ein Treuhandkonto auf seinen Namen ist für sie kein Problem, zumal ihre Sachbearbeiter in Sachen Kontosicherheit für WEGs häufig schlicht ahnungslos sind. Allerdings werden die Banken vor Ort von ihren Organisationen hier allein gelassen. Der Sparkassenverband etwa erklärt den Umgang mit der Frage zur Entscheidung der Sparkasse vor Ort – bietet aber keine Hilfe durch brauchbare Informationen. Im Gegenteil: Der Sparkassen-Verlag gab mindestens bis Mai 2012 noch Formulare für WEG-Treuhandkonten heraus, siehe Formular im Bericht.

3. Banken: Positive Ausnahmen – mit Schönheitsfehlern
Die Konto-Aktion hat aber auch gezeigt: Es gibt Banken und Sparkassen, bei denen die Einrichtung, Umstellung und Führung von WEG-Eigenkonten kein Problem ist. Aber auch hier ist das Ganze für die WEGs oft schwer zu durchschauen, häufig fehlen geeignete und verständliche Formulare etwa für die Kontoeröffnung, nirgends gibt es eine aktive Informationspolitik, die den Eigentümern – beispielsweise durch Flyer – zeigt, wie sie die Kontoführung des Verwalters in der Praxis effektiv kontrollieren können.

4. Verwalter nicht selten unprofessionell
Klar ist: Wer als Verwalter nicht für WEG-Eigenkonten sorgt, macht einen professionellen Fehler. Und davon gibt es noch zu viele.

5. Eigentümer bisher oft passiv
Die Reaktionen der Eigentümer auf die Aktion zeigen einen großen Informationsbedarf und eine oft eher schwach ausgeprägte Eigeninitiative, sonst hätten sie sich vielleicht schon früher für den Verbleib ihrer Gelder interessiert. Aber die Aktion zeigt auch, dass die Eigentümer bei geeigneter Aufklärung und mit entsprechenden Hilfsangeboten etwa durch Musterschreiben zum Einsatz für mehr Kontosicherheit zu motivieren sind.

Das wird wohnen im eigentum tun:

1. Offener Brief an die Banken
wohnen im eigentum wird die Kreditinstitute und ihre Verbände oder Dachorganisationen zu einer Stellungnahme zu den Ergebnissen der Konto-Aktion auffordern. Diese offenen Briefe werden den Bankenverbänden zugeschickt sowie als Pressemitteilung und auf der Website des Vereins veröffentlicht. Dort werden auch die Antworten publiziert.

2. Verbraucherschutz für Wohnungseigentümer
wohnen im eigentum wird die für die Aktion entwickelten Hilfsangebote in Kontofragen für Wohnungseigentümer weiter ausbauen und durch Marktinformationen ergänzen, die sagen, welche Kreditinstitute sichere Konten und angemessenen Service für WEGs bieten.

3. Lobbyarbeit für Wohnungseigentümer
Mit den Informationen aus der Konto-Aktion kann wohnen im eigentum gezielter auf Politik, Verwalter und ihre Verbände sowie Banken und ihre Organisationen einwirken, um die Situation für WEGs zu verbessern.

Mehr Informationen
- Der vollständige Bericht hier zum Download http://www.wohnen-im-eigentum.de/sites/default/files/PDF/Treuhandkonto%2...
und im Anhang
- Einzelheiten zur Aktion und Muster-Briefe finden Sie auf unserer Website unter http://www.wohnen-im-eigentum.de/eigentumswohnung/verwalter/treuhandkont...
- Für weitergehende Informationen und Interview-Wünsche wenden Sie sich bitte an mich.