WiE warnt: Noch birgt das Smart Home viele Risiken

 

Miteinander vernetzte Haushaltsgeräte sind die Zukunft – das behauptet zumindest die Industrie, die Ihnen als Kunden solche Produkte verkaufen möchte. Smart, das bedeutet "intelligent" oder "schlau". In einem "schlauen Haus" können Sie Haushalts- und Multimedia-Geräte zum Beispiel über Ihr Smartphone oder Tablet bedienen. Auch automatische Routinen lassen sich einstellen. Wenn das alles funktioniert, kann das sehr bequem sein. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Wohnen im Eigentum e.V. zeigt Ihnen auf, welche Vorteile und Risiken ein sogenanntes Smart Home bietet.

 

Geräte sprechen miteinander

Eine intelligente Kaffeemaschine können Sie so einstellen, dass Ihr Kaffee schon gekocht ist, wenn Ihr Wecker klingelt. Eine vernetzte Waschmaschine können Sie vom Büro aus einschalten, damit die Wäsche fertig gewaschen ist, wenn Sie nach Hause kommen. Die moderne Technik kann auch für mehr Sicherheit sorgen: Bewegungsmelder und Kameras schützen Ihr Haus oder Ihre Wohnung vor Einbrechern. Zudem können nicht nur Sie die Geräte steuern, die Geräte können durch die Vernetzung sozusagen miteinander sprechen. Für ältere Benutzer kann es zum Beispiel sinnvoll sein, wenn das Licht in der Nacht als Reaktion auf eine Bewegung automatisch angeht und so Stürze auf dem Weg zum Bad verhindert.

Ein anderes Beispiel: Smarte Thermostaten reagieren darauf, dass das Fenster sich öffnet und schalten sich ab. Teilt der Bewegungsmelder dem Gerät mit, dass gerade niemand zu Hause ist, regeln sie die Heizung herunter. Hersteller werben daher damit, dass Sie als Nutzer auf diese Weise Energie sparen, die Umwelt und Ihren Geldbeutel schonen.

Apropos Geldbeutel: Fragen sollten Sie sich zunächst unbedingt, ob Sie die genannten Funktionen wirklich brauchen. Denn es mag sein, dass Sie später einmal Geld für Energie sparen – aber erst einmal werden Sie eine Menge Geld ausgeben, um Ihr Haus „smart“ zu machen. Und ob sich das wirklich lohnt, wird sich erst später zeigen. Außerdem ist davon auszugehen, dass durch die Vernetzung die Geräte auch reparaturanfälliger werden. Sie sollten daher der Verlockung der Hersteller erst einmal widerstehen. So rät Medienpädagoge Fabian Geib vom Portal „Silver Surfer“, noch abzuwarten, bis die Software der Gerät weiter ausgereift ist (siehe link zum Interview mit WiE in der rechten Spalte). Man muss nicht jeden technischen Schnickschnack mitmachen und jeder Mode folgen - In ein paar Jahren wird sich eher zeigen, welche Produkte und Standards sich durchsetzen.

 

Das Smart Home auf dem neuesten Stand zu halten macht Arbeit

Experten warnen zudem, dass es (noch) viele Sicherheitslücken in solchen Geräten gibt. Angreifer könnten darüber sensible Daten ausspähen. Deshalb sollten Sie zum Beispiel immer sichere Passwörter verwenden und Smart-Home-Geräte keinesfalls im gleichen Netzwerk betreiben wie Computer mit vielen Informationen. Außerdem sollten Sie unbedingt regelmäßige die Updates der Hersteller einspielen, um Sicherheitslücken zu schließen. Einerseits verspricht das Smart Home also Bequemlichkeit, andererseits macht es auch selber ganz schön Arbeit, denn das kostet natürlich alles Zeit! Weitere Hinweise, wie Sie als Nutzer dieser Techniken für die nötige Sicherheit sorgen und Risiken minimieren, lesen Sie als Mitglied hier in der Checkliste "Handeln Sie schlau beim Thema Smart Home!" (bitte erst einloggen!).

Dass es Hackern nicht nur möglich ist, Informationen zu stehlen, sondern auch, die Geräte zu steuern, zeigten die Sicherheitsexperten Andrew Tierney und Ken Munro. Ihnen gelang es vergangenes Jahr in einem Test, die Kontrolle über ein Thermostat zu erlangen und dessen Funktionen für den Besitzer zu sperren. Somit könnte ein Fremder, der sich mit der Technik auskennt, Ihnen die Heizung ausstellen! Ob ein Produkt solche Sicherheitslücken aufweist oder nicht, ist für Sie als Verbraucher sehr schwer zu erkennen.

Und nicht nur Kriminelle könnten Ihnen Ärger machen. Denn Sie als Kunde machen sich abhängig von den Servern der Hersteller. Diese können nicht nur durch einen Hackerangriff, sondern auch aus weit harmloseren Gründen ausfallen. Ein solches Szenario zeigte sich, als in diesem Sommer der Server eines Anbieters für vollautomatische Rasenpflege und Gartenbewässerung abstürzte. Die funkgesteuerten Bewässerungssysteme und Mähroboter des Herstellers ließen sich nicht mehr per App bedienen, Geräte wurden aus lokalen Benutzerkonten gelöscht. Für Sie als Kunden eines solchen Anbieters könnte ein solcher Absturz dazu führen, dass die Pflanzen in Ihrem Garten vertrocknet sind, wenn Sie aus dem Urlaub wiederkehren, weil sie nicht wie geplant gegossen wurden. Wer solche Schäden dann übernimmt, ist derzeit noch nicht immer klar. Auf Gesetzeslücken und rechtliche Grauzonen weist aktuell der Bundesverband der Verbraucherzentralen vzbv hin. Mehr dazu lesen Sie hier.

 

Prognose: 2,4 Millionen Smart Homes bis 2020

Trotz dieser Risiken breiten sich smarte Techniken immer weiter aus. Aktuell gibt es etwa 300.000 Smart-Home-Haushalte. Bis 2020 soll diese Zahl laut einer Prognose der Statista Digital Market Outlook (DMO) auf 2,4 Millionen steigen. Allerdings wird das immer noch eine Randgruppe sein, schließlich gibt es insgesamt über 40 Millionen Haushalte.

Bei dieser Betrachtung hat DMO zum einen solche Haushalte gezählt, die über eine zentrale Steuerungseinheit mit dem Internet verbunden ist und die beliebig viele Geräte und Sensoren miteinander vernetzt, aber auch solche Systeme, die nur einen isolierten Zweck haben wie zum Beispiel die Überwachung. Nicht berücksichtigt wurden dagegen Geräte wie Kühlschränke, Smart-TVs und Backöfen, deren Wert nur untergeordnet von einer Vernetzung und Fernsteuerung abhängt.

 


 

Wenn Sie sich für ein Smart Home interessieren, gibt es einige Fragen, die Sie grundsätzlich klären müssen:

 

Kabel oder Funk?

Erstens: Wollen Sie die Geräte über Kabel oder über Funk verbinden? Kabel-Systeme gelten als zuverlässiger, sind aber aufwändig zu installieren und daher eigentlich nur bei einem Neubau oder einer Generalsanierung zu empfehlen. Wenn Sie ein begabter Heimwerker sind, können Sie das vielleicht selbst erledigen. Funk-Lösungen sind einfach zu installieren: Sie müssen keine Kabel verlegen und nicht bohren. Kennen Sie sich mit moderner Kommunikationstechnik aus, brauchen Sie nicht unbedingt einen Fachmann. Welche der Lösungen günstiger ist, kommt auf den Einzelfall an.

 

Offenes oder geschlossenes System?

Zweitens: Wenn Sie sich für eine Funk-Lösung entscheiden, müssen Sie klären, welche Sprache die Geräte untereinander sprechen sollen. Danach richtet sich, für welche Basisstation Sie sich entscheiden. Es gibt Systeme, die sozusagen nur eine Sprache sprechen können, aber auch offene Systeme, die verschiedene Sprachen beherrschen. Der Vorteil eines offenen Systems: Sie können bei jedem einzelnen Produkt unterschiedliche Hersteller wählen und die Preise vergleichen, so dass Sie Geld sparen können. Allerdings müssen Sie auch bei jeder Kaufentscheidung herausfinden, ob die Produkte wirklich zusammenarbeiten können, was Sie Zeit kostet. Bei geschlossenen Systemen ist die Kompatibilität dagegen immer sichergestellt.

 

Achten Sie auf monatliche Zusatzbeträge

Wieviel ein solches Smart Home kostet, kommt ganz darauf an, was Sie genau möchten. Für Basisstationen und die einzelnen Komponenten zahlen Sie jeweils zwischen 50 und 150 Euro. Eventuell lohnt es sich für Sie, ein Set zu einem bestimmten Thema wie zum Beispiel Sicherheit oder Energie zu kaufen. Das kann günstiger sein, als die Geräte einzeln zu kaufen. Wenn Sie sich über einzelne Geräte informieren, achten Sie neben dem Kaufpreis aber auch auf eventuelle Zusatzbeträge! Es gibt Anbieter, die sich die Möglichkeit der Steuerung über die App bezahlen lassen. Dann müssen Sie jeden Monat (oder jedes Jahr) einen zusätzlichen Betrag bezahlen. Auch für die Speicherung von Daten bei Überwachungskameras bitten die Hersteller Ihre Kunden teilweise mit monatlichen Extra-Beträgen zusätzlich zur Kasse.

 


 

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