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Holzhaus oder Stein auf Stein?

 

Treffen Sie Ihre Auswahl nicht nur auf der Grundlage „Holzhaus oder Stein-auf-Stein“

Denn zur Beurteilung der baulichen Qualität eines Hauses müssen alle baurelevanten Faktoren hinzugezogen werden: die Planung, die Konstruktion, die verwendeten Baustoffe und die Bauausführung. Denn die Hauptbaustoffe Holz, Ziegel oder Beton sagen zunächst nichts über die Qualität eines Hauses und über seine Lebensdauer aus. Vielmehr gibt es erhebliche Unterschiede bei den gleichen Baustoffen und Konstruktionsweisen, die sich auf die Qualität und den Preis auswirken. Selbst Ziegel ist nicht gleich Ziegel und Porenbetonstein nicht gleich Porenbetonstein. Achten Sie deshalb nicht nur auf den Preis, sondern vergleichen Sie den Wärme- und Schallschutz der Wände. Ziehen Sie zum Vergleich auch die Angaben über die jeweilige Wandstärke hinzu. Der Umfang der Vorfertigung beim Holz- wie Massivbau, große Steinformate, vorgefertigte Stürze und Deckenelemente bieten darüber hinaus die Möglichkeit, die Rohbauzeit und damit Baukosten einzusparen.


Lebensdauer

Gern wird behauptet, dass Holzhäuser nicht die gleiche „Lebenserwartung“ haben wie Stein-auf-Stein errichtete Häuser. Für die Lebensdauer eines Holzhauses ist – wie beim Massivhaus - die ausreichende Standsicherheit ein wesentliches Kriterium. Die tragende Holzkonstruktion muß den statischen Erfordernissen entsprechen und nach den Regeln der Technik errichtet sein. Für eine langfristige Nutzung ist beim Holzhaus entscheidend, ob, in welchem Umfang und wie lange die Holzkonstruktion von Feuchtigkeit beansprucht wird und ob Feuchteschäden auftreten können. Wenn den Anforderungen des konstruktiven Holzschutzes Rechnung getragen wird, indem trockenes Holz (Feuchtegehalt unter 20 Prozent) verbaut, breite Dachüberstände und hinterlüftete Außenwandkonstruktionen ausgewählt und Sperrschichten wie z.B. Folien eingebaut werden, kann die Feuchtigkeit verhindert und Schädlingen keine Lebensgrundlage geboten werden.


Schallschutz

Ein guter bis höherer Schallschutz ist beim gemauerten Massivbau konstruktiv leichter zu erreichen. Kostengünstige Holzbalkendecken oder Leichtbauwände weisen nicht die gleiche Schalldämmung auf wie einfache Massivbaukonstruktionen. Soll bei Holzkonstruktionen ein ausreichender bis hoher Schallschutz erreicht werden, ist dies mit zusätzlichen und kostenintensiveren Maßnahmen verbunden. Achten Sie deshalb besonders bei Holzbauangeboten auf den Schallschutz! 


Wärmeschutz

Der Wärmeschutz von Außenwänden in Holzbauweise überbietet bei relativ einfacher Konstruktion den baulichen Wärmeschutz von Massivhauswänden. Deshalb werben viele Anbieter von Holzhäusern mit einem - nicht immer nachgewiesenen – 3 Liter-, Thermo-Niedrigenergiehausstandard oder zumindestens mit dem U-Wert ihrer Außenwände. Häufig entsprechen die U-Werte der anderen Bauteile zwar nicht in gleich guter Weise denen der Außenwände. Viele Häuser erreichen trotzdem eine gute energetische Qualität, weil der Wärmeschutz der Außenwände den nicht immer günstigen Wärmeschutz der anderen Außenbauteile aufwiegt. 
Lassen Sie sich von möglichst allen Aussenbauteilen die U-Werte geben sowie die Wärmeleitgruppe der Dämmstoffe nennen. Auch den Energiebedarfsausweis vor Vertragsabschluss vorlegen (bei Typenhäusern ist dies möglich), wenn Sie einen Energieberater oder unabhängigen Planer zur Hand haben, der Ihnen den Ausweis erläutern kann.
 

Wärmespeichervermögen

Bei massiven (Zwischen)-Wänden und Decken ist das Wärmespeichervermögen besser als bei leichten Wänden (z.B. Holzwänden). Massive Wände speichern die Wärme und geben sie zeitverzögert wieder an die Raumluft ab. Dies bewirkt ein langsames Abkühlen der Raumlufttemperatur im Winter und natürlich auch ein verzögertes Aufheizen im Sommer.


Luftdichtigkeit

In der Praxis sind die meisten Häuser - Massiv- wie Holzhäuser - nicht ausreichend luftdicht, wenn die Luftdichtigkeit nicht mit Hilfe eines Blower-Door-Tests gemessen und die „Lecks“ dann abgedichtet werden. 
Undichtigkeiten in der Gebäudehülle führen zu erhöhten Wärmeverlusten und damit zu höheren Energiekosten. Außerdem sind Undichtigkeiten auch eine häufige Ursache für Feuchtigkeitsprobleme und -schäden (zum Beispiel Holzfäule, Schimmelpilz- und Insektenbefall). Deshalb ist in der neuen Energie-Einsparverordnung (EnEV) die Luftdichtigkeit vorgeschrieben – allerdings wird ihre Überprüfung nicht verlangt. 

Tipp: Vereinbaren Sie im Bauvertrag die Durchführung des Blower-Door-Tests, auch wenn sie diesen zusätzlich bezahlen müssen. Lassen Sie sich das Testprotokoll aushändigen.


Platzsparende Außenwände

Sichtbare Unterschiede zwischen Holzbau- und Massivbauwänden finden sich bei den Wandstärken: Bei gleicher Wärmedämmfähigkeit haben Holzwände geringere Querschnitte und sind damit in der Regel „raumsparender“ als massive, gemauerte Außenwände. Dies kommt besonders auf kleinen Grundstücken der Wohnfläche zugute. Ein Rechenbeispiel dazu: Auf einem Grundstück ist eine maximale Ausnutzung von 10 m x 10 m vorgesehen. Wenn die Außenwände an diese Grenze gebaut werden, so ergibt sich bei einer 0,25 m starken, verputzten Wand in Holztafelbauweise im Vergleich zu  einer 0,45 m starken, verputzten Massivwand mit Luftschicht und Vorsatzschale (Klinker) ein Gewinn von 0,20 m für die Wohnfläche. Bei einer zweigeschossigen Bauweise sind dies rund 16 m2 (= 0,20 m x 40 laufende Meter x 2 Geschosse). Kostet der Quadratmeter Wohnfläche mindestens 1.000 €, so wird die massive Konstruktion etwa 16.000 € teurer, und der Wohnfläche gehen 16 m2 verloren. 
Sind keine Baugrenzen vorgeschrieben, so können die „Mehrkosten“ dem Grundstückspreis zugerechnet werden. Das wären bei 8 m2 und einem Grundstückspreis von 250 € auch immerhin noch Mehrkosten von 2.000 €. 


Baufeuchtigkeit

Beim „Stein“- oder„Beton“- Haus ist die Baufeuchtigkeit höher als beim Holzhaus, da bei der Verarbeitung von Beton, Mörtel, Putz, Estrich und Anstrich viel Wasser verbaut wird. In den ersten drei Jahren etwa muß deshalb - je nach Konstruktion - mit einer höheren Luftfeuchtigkeit im Massivhaus gerechnet werden. Damit diese Feuchtigkeit verdunsten kann, muß kontinuierlich in regelmäßigen Abständen gelüftet werden. Ebenso sind alle Wandbekleidungen und -zustellungen zu vermeiden, die das Austrocknen verhindern. In dieser Zeit ist der Heizenergieverbrauch in der Regel etwas höher, bis das Haus „trocken gewohnt“ ist. 

Autorin: G. Heinrich