09.01.2020. Mülltrennung- und entsorgung – ein Thema, das Sprengkraft enthält: Überquellende Mülltonnen, im Treppenhaus abgestellte Mülltüten und Plastikverpackungen im Altpapier sorgen in WEGs häufig zu Unstimmigkeiten, wenn nicht sogar Streit. Ende 2019 wollten wir im Rahmen einer Umfrage von Ihnen wissen, welche Erfahrungen Sie mit dem Thema gemacht haben. Vielen Dank an die Teilnehmer/innen!

74 Wohnungseigentümer/innen haben an unserer Umfrage teilgenommen. Die Auswertung zeigt: Das Thema Müll brennt vielen Wohnungseigentümern unter den Nägeln. Bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer (57 Prozent) wurde in der WEG ein- bzw. mehrmals in der Eigentümerversammlung über Mülltrennung und -entsorgung diskutiert. 36 Prozent der Eigentümer gaben an, das Thema sorge immer wieder für Gesprächsbedarf, sei aber bisher noch nicht auf der Tagesordnung der Eigentümerversammlung gewesen. Nur bei 7 Prozent der Umfrageteilnehmern waren Mülltrennung und -entsorgung bisher kein Thema in der WEG.

Hauptproblem: Mülltrennung funktioniert nicht richtig

Liste der Probleme mit der Mülltrennung und -entsorgung, die Wohnungseigentümergemeinschaften beschäftigen, ist lang. Problem Nummer 1: Die Mülltrennung funktioniert nicht richtig. 98 Prozent der Teilnehmer wählten diese Antwortmöglichkeit aus (es waren Mehrfachnennungen möglich). Mit überquellenden Mülltonnen haben etwas mehr als die Hälfte der teilnehmenden Wohnungseigentümer (51 Prozent) zu kämpfen. Dass einzelne Eigentümer bzw. Mieter unverhältnismäßig viel Müll produzieren, ist ein Punkt, der knapp die Hälfte der Teilnehmer/innen (43 Prozent) betrifft. Weitere Probleme in WEGs: Der Müll wird nicht richtig entsorgt, also z.B. im Treppenhaus abgestellt (15 Prozent), der Standort der Mülltonnen ist nicht ideal (10 Prozent), der Kostenverteilungsschlüssel für die Müllgebühren wird als ungerecht empfunden (10 Prozent) und die Müllgebühren als zu hoch angesehen (10 Prozent).

So vielfältig die Probleme in WEGs mit der Mülltrennung und- entsorgung sind, so vielfältig sind auch die Lösungsansätze, die Wohnungseigentümergemeinschaften wählen bzw. ausprobieren, um die Situation zu verbessern. Im Folgenden haben wir einige der ausführlichen Rückmeldungen zusammengestellt.

Aushänge und Infoblätter

Einige WEGs habenlaut Umfrage versucht, mit Aushängen, Infoblättern oder Schreiben (teilweise mehrsprachig) an die Eigentümer/innen und Mieter/innen auf die korrekte Mülltrennung hinzuweisen bzw. diese zu verbessern. Das scheint allerdings nicht immer erfolgreich zu sein. So schreibt ein Wohnungseigentümer: „Aushang, Einwurfzettel etc. bringen leider gar nichts – wer nicht trennen will, der trennt auch nicht.“ Eine Beirätin berichtet, dass in ihrer WEG (die nur fünf Wohneinheiten umfasst) „selbst Schreiben der Hausverwaltung komplett ignoriert“ würden. Sie selbst trennt den Müll seit 20 Jahren. Die restlichen Bewohner (Mieter und Eigentümer) seien allerdings „schlicht zu faul“ – das Argument laute, man „habe keine Zeit zur Mülltrennung!!“.

Kontrollen und Sanktionen

Daher setzen einige WEGs auf eine regelmäßige Kontrolle ihrer Mülltonnen, zum Beispiel durch den Beirat oder den Hausmeister, die den Müll sogar manchmal umsortieren. Ein Wohnungseigentümer gab an, seine WEG habe ein Unternehmen beauftragt, das den Müll sortiert und die Bewohner berät, was „zumindest etwas Entspannung“ gebracht habe. Ob diese Maßnahme zu einer Kostensenkung für die WEG führt oder dadurch sogar Kosten steigen, bleibe abzuwarten. Auch Sanktionen gegen bzw. Strafzahlungen für „ertappte Müllsünder“ werden, das ist eines der Umfrageergebnisse, in manchen WEGs diskutiert. In dem Zusammenhang gaben zwei Eigentümer an, über eine Video-Überwachung nachzudenken.

Zusätzliche Tonnen anschaffen

Was die Abfallmenge angeht, müssen WEGs nicht selten, das zeigen die Umfrage-Ergebnisse, zusätzliche Tonnen bestellen, um den Müllbergen Herr zu werden. Probleme entstehen auch dann, wenn der Abfuhr-Rhythmus geändert wird: „Die Umstellung der Abfuhr der Gelben Säcke von einem Zweiwochen- auf einen Vierwochen-Rhythmus haben wir durch die Beauftragung eines privaten Entsorgers gemeistert, sodass weiterhin alle zwei Wochen die Gelben Säcke abgeholt werden“, schreibt ein Wohnungseigentümer. Immer wieder wird auch angeführt, dass es erforderlich ist, die Tonnen abzuschließen, da Unbefugte sonst ihren Müll einfach abladen, wenn die Tonnen zugänglich sind. Hier könnte auch ein Unterflursystem, ein unterirdisches Müllsystem  mit abschließbaren Einwurfsäulen, Abhilfe schaffen, das nachzurüsten allerdings teuer ist.

Damit auch große, sperrige Kartons ordentlich entsorgt werden, haben zwei WEGs ein Messer bei den Tonnen platziert, mit dem die Eigentümer und Mieter Kartons zunächst verkleinern können, bevor sie diese in die Altpapiertonne stecken – eine Idee, die allerdings auch Sicherheitsbedenken aufwirft.

Kostenverteilungsschlüssel ändern

Um die Aufteilung der Müllgebühren innerhalb der WEG gerechter zu machen, müsste aus Sicht eines Eigentümers generell und nicht nur dann, wenn die Gemeinschaftsordnung oder ein Beschluss es so regelt, die „Umlage nach Köpfen, nicht nach Wohneinheiten“ erfolgen. Das sieht Wohnungseigentümer Hartwig D. ähnlich: „Müllgebühren werden in unserer WEG nach Miteigentumsanteilen abgerechnet. Die Rechnung der Stadt basiert jedoch auf der Anzahl der im Haus lebenden Personen. Die Wohnungsgrößen sind sehr unterschiedlich. Dies führt dazu, dass Miteigentümer, die in großen Wohnungen mit wenigen Personen leben, überdurchschnittlich an Müllkosten beteiligt sind. Es wurde angeregt, den Kostenschlüssel nach Personen zu teilen, mit Hinweis auf die Teilungserklärung jedoch abgelehnt.“ Informationen zu den Kostenverteilungsschlüsseln in einer WEG finden Sie hier.

Die Umlage der Müllgebühren innerhalb der WEG beschäftigt auch einen anderen Umfrage-Teilnehmer, dessen WEG ein „individuelles Müllkonzept“ umsetzte: Es wurden spezielle Müllbeutel an die Eigentümer und Mieter verteilt und ein Teil der Müllentsorgungskosten nach Verbrauch dieser Beutel umgerechnet. Allerdings habe man dieses Konzept nach sieben Jahren wieder aufgegeben, da sich „immer wieder Müll ohne Verwendung der speziellen Beutel“ in den Tonnen befand.

Mülltrennung halten fast alle für wichtig

Trotz aller Schwierigkeiten, die die Mülltrennung mit sich bringt, sind 81 Prozent der Teilnehmer der Ansicht, Mülltrennung sei wichtig für die Umwelt, „ohne geht es nicht.“ Dass Trennen und Recyceln in Deutschland „schon ziemlich gut“ klappen, finden aber nur 38 Prozent der teilnehmenden Wohnungseigentümer. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) ist sogar der Meinung, die getrennte Entsorgung sei „eine reine Mogelpackung der Industrie“.

Bewusstsein zur Müllvermeidung ausgeprägt

Müll zu vermeiden, versuchen fast alle Teilnehmer. So gaben 95 Prozent an, immer eine Stofftasche beim Einkaufen bei sich zu haben, 70 Prozent gehen bewusst mit Lebensmitteln um. 62 Prozent kaufen nach eigenen Angaben bewusst weniger Produkte mit Plastikverpackungen.

Abschließend noch einige ausgewählte Rückmeldungen

"Hauptproblem der Mülltrennung ist die richtige Zuordnung des Mülls. Lösung: alle Mülltonnen haben einen Farbcode, der sich auf den dazugehörigen Verpackungen wiederfindet. Hier ist also der Hersteller und der Gesetzgeber gefragt.“

„Es gibt keine Lösung, die die WEG beschließen kann. Es gibt eben Menschen, die sind zu bequem, die haben es nicht gelernt, bei denen ist in der Erziehung was schief gelaufen. Und auf der Versammlung sind natürlich immer nur die Eigentümer da, die ganz vorbildlich trennen etc. Die Verursacher sind immer abwesend...“

„5 bis 10 Prozent Müllsünder sind in unserer modernen Gesellschaft nicht zu verhindern. Und was bekanntlich nicht zu ändern ist, sollte mit Gelassenheit ertragen werden. Nicht jeder hat allerdings immer die seelische Kraft hierzu.“