2.694 Wohnungseigentümer haben an Umfrage zu Informations-, Beratungsangeboten und Förderprogrammen teilgenommen / Schlechte Noten für Beratungsangebote und Förderprogramme / Konkrete Verbesserungsvorschläge in über 1000 Kommentaren

23.11.2022. Blitz-Umfrage des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum (WiE) weist nach: Wohnungseigentümer*innen haben es deutlich schwerer als Hauseigentümer*innen, energetische Sanierungen auf den Weg zu bringen und umzusetzen. Wohnungseigentümer*innen sind interessiert und vielfach initiativ. Es fehlt ihnen aber an Wissen und „Werkszeug“, es fehlen Informations-, Beratungs-, Unterstützungsangeboten und Förderprogrammen speziell für WEGs. Die 2.694 Befragten haben in 1.024 freien Antworten viele Verbesserungsvorschläge eingebracht, verbunden mit aufschlussreichen Zustandsbeschreibungen ihrer WEGs.

Nur 1,57% aller Anträge für eine Bundesförderung für effiziente Gebäude Einzelmaßnahmen (BEG EM) wurden von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) gestellt, nur 0,9% aller Zusagen für eine Sanierungsförderung der KfW in 2022 erhielten WEGs*. Dies obwohl ca. 24% aller Wohnungen in Deutschland Eigentumswohnungen sind (etwa 10 Millionen) und trotz der gestiegenen Strom-, Öl- und Gaspreise.

Zur Ermittlung der Ursachen für diese minimale Inanspruchnahme der Sanierungsförderung durch die Wohnungseigentümer*innen wendete sich der Verbraucherschutzverein Wohnen im Eigentum direkt an die Wohnungseigentümer*innen und fragte sie online: „Wie gut finden Sie die Beratungsangebote und Förderprogramme zur Energiewende?“

An der Umfrage haben 2.694 Wohnungseigentümer*innen aus 2370 WEGs mit insgesamt 92.580 Wohnungen aus dem gesamten Bundesgebiet teilgenommen. Die Teilnehmenden sind Eigentümer*innen in WEGs mit 2 Wohnungen bis hin zu WEGs mit 1.969 Wohnungen. Die Baujahre der Wohnanlagen differenzieren ebenfalls. 47% der WEGs wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 errichtet, weitere 34% vor der ersten Energieeinsparverordnung 2020.

Gut informiert und beraten? Nein!

Auf die Frage, ob sie sich als Wohnungseigentümer*innen so gut aufgeklärt und informiert fühlen, dass sie in ihren WEG Sanierungs-Beschlüsse fassen können, lautete die eindeutige Antwort: Nein! 62% fühlen sich nicht informiert, 30 % nur teilweise informiert. Gerade einmal 8% halten sich für gut beraten und aufgeklärt. Auf die Frage, was ihnen fehlt, damit sie in Eigentümerversammlungen Beschlüsse fassen und die Kostenverteilung regeln können, geben 70% an, dass ihnen grundlegende Informationen fehlen, 69% benötigen Energieberatungsangebote speziell für WEGs, 60 % wünschen sich spezielle Förderprogramme für WEGs, 52% Unterstützung bei der Erstellung von Erhaltungs- und Sanierungsfahrplänen inklusive Finanzierungsplänen, 49% energetische Rechtsberatung für WEGs innerhalb und außerhalb der Eigentümerversammlung. Die Antworten fasst Gabriele Heinrich, Vorständin von WiE, so zusammen: „Es fehlen überall und allerorts Informationen und Programme mit dem Zusatz ‚speziell für WEGs‘. So kommen die WEGs nicht voran.“

Über 1.000 Antworten auf die Frage nach weiterer Unterstützung:

In den 1.024 Antworten auf die offene Frage nach weiteren fehlenden Unterstützungsangeboten stellen die Teilnehmenden eine umfangreiche Wunschliste zusammen:

  • Website aus vertrauenswürdiger Quelle, in der alle wichtigen Informationen für Wohnungseigentümer*innen zur Energiewende enthalten sind.
  • „Werkzeuge“ speziell für WEGs und Eigentümer*innen (Muster-Beschlussanträge etc.)
  • Energie- und Rechtsberatungsangebote, auch Steuerberatung
  • KfW-Förderprogramme speziell für Wohnungseigentümer*innen und WEGs
  • Planungs- und Prozessbegleitungen bei komplexen energetischen Sanierungen
  • Übertragbare Best-Practice-Beispiele aus anderen WEGs
  • Werbekampagnen nur für Wohnungseigentümer und WEGs
  • Argumentationshilfen zur Überzeugung der Miteigentümer*innen
  • Moderationshilfen für schwierige Eigentümerversammlungen
  • Schulungen für Beiräte und „Kümmerer“
  • Unterstützung WEG-interner Energie-AGs, Bau-AGs oder Energiekommissionen

und vieles mehr. Nachzulesen in unserer Auswertung und ihrem Anhang

Diese vielen Vorschläge belegen: Eine große Anzahl an Wohnungseigentümer*innen sind interessiert an Sanierungsthemen und bereits initiativ geworden. Sie brauchen allerdings Unterstützung „in allem“.

Keine Klimawende ohne die Wohnungseigentümer*innen

Die Umfrageergebnisse dokumentieren: Wohnungseigentümer*innen haben es deutlich schwerer als Eigenheimbesitzer*innen, energetische Sanierungen und erneuerbare Energien in ihrem Immobilieneigentum auf den Weg zu bringen und umzusetzen. Angesichts der vielen Hürden und Handicaps benötigen sie viel Unterstützung, Motivationsanreize, Fördermittel, die sie aber bisher nicht erhalten. „Sie brauchen Sonderberatungen, Sonderfördertöpfe und weitere Sonderbehandlungen - immer ausgerichtet auf ihre spezielle Situation und die ihrer WEG", so Heinrich. „Wohnen im Eigentum setzt darauf, dass die Hilferufe der Wohnungseigentümer*innen jetzt im Jahr 2022 endlich Gehör finden und ihre berechtigten Forderungen realisiert werden.

Denn fest steht: Ohne die Wohnungseigentümer*innen wird es keine Klimawende geben!"

Wie geht es weiter?

Die in dieser Umfrage eingegangenen und zusammengetragenen Vorschläge, Forderungen, Anregungen und Wünsche wird Wohnen im Eigentum (WiE) weiterleiten mit dem Anliegen, dass diese endlich Berücksichtigung finden - an die Verantwortlichen und Zuständigen im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), im Bundesministerium der Justiz (BMJ), an die KFW, das BAFA, die Träger von Energieberatungsangeboten usw.

*Bundestags-Drucksache 20/3186, Seite 7f

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Auswertung der Umfrageergebnisse 
Anhang der Freitextantworten der Umfrageteilnehmer 
Auswertung der WiE-Umfrage "Instandsetzen, modernisieren, sanieren" aus dem Jahr 2017
Pressemitteilung Wohnungseigentümer*innen mit Sanierungsvorhaben und erneuerbaren Energien überfordert