Damit die Klimaziele erreicht werden können, kommt dem nachhaltigen Wohnen und Bauen eine besondere Bedeutung zu. Denn rund 35 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs entfallen auf Gebäude, der größte Anteil davon auf Wohnhäuser. Wo Sie ansetzen können, wenn Sie Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden umsetzen möchten, hat WiE für Sie zusammengestellt.

Die Fülle von Informationen zu diesem Thema ist riesig. Wir stellen Ihnen daher im Folgenden die wichtigsten Bereiche des Themas „Nachhaltig Bauen und Wohnen“ vor, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Wärmedämmung

Damit möglichst wenig Wärmeenergie nach außen abgegeben wird, ist eine gute Wärmedämmung zentral. Sie sorgt dafür dass im Winter die Wärme im Haus bzw. in der Wohnung gespeichert wird und im Sommer die Hitze ferngehalten wird. Mit einer guten Wärmedämmung senken Sie also den Verbrauch und damit letztlich die Energiekosten.

Bei Neubauten müssen Sie u.a. die Regelungen der Energieeinsparverordnung, die seit 1.11.2020 im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) integriert ist, berücksichtigen.

Möchten Sie ihr Haus oder Ihr Wohngebäude nachträglich dämmen, sollten Sie sich bewusst sein, dass es sich hierbei um ein komplexes Projekt handelt. Eine fachkundige Beratung ist also in jedem Fall zu empfehlen. Grundsätzlich bietet die Dämmung der äußeren Gebäudehülle – Fenster, Wände und Dach – in der Regel das größte Potenzial für Einsparungen, da es sich um die größte Fläche handelt.

Sollte eine Dämmung der Fassade bei Ihnen nicht möglich sein (z.B. da Ihr Gebäude unter Denkmalschutz steht), kann möglicherweise eine Innendämmung der Wände infrage kommen. Diese können Sie unter Umständen auch selbst durchführen, zunächst sollten Sie sich allerdings fachkundigen Rat einholen, unter anderem um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden. Auch weitere Bereiche wie etwa die Kellerdecke können gedämmt werden.

Bei der Auswahl des Dämmstoffs gilt es u.a. zu berücksichtigen, welchen Bereich des Hauses oder der Wohnung Sie dämmen möchten. Neben synthetischen Dämmstoffen (die in der Regel kostengünstig und sehr robust sind) und mineralischen Dämmstoffen (z.B. Mineralwolle, Glaswolle, Steinwolle) gibt es inzwischen auch eine große Auswahl an natürlichen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen – diese reichen von Flachs über Hanf bis zu Zellulose und Neptunbällen. Auch Schafwolle und Schilf können zum Wärmeschutz eingesetzt werden. Die verschiedenen Materialien unterscheiden sich u.a. in ihrer Wärmeleitfähigkeit – einem der zentralen Kriterien beim Vergleich von Dämmstoffen.

Einen natürlichen Hitzeschutz bieten Kletter- und Schlingpflanzen an der Hauswand. Da sie auch eine Reihe weiterer ökologischer Vorteile bieten, fördern manche Kommunen Fassadenbegrünungen mit finanziellen Zuschüssen. Weitere Informationen

Ein Wohnhaus mit Holzfassade
© Wohnen im Eigentum

Heizung

Wer über eine Dämmung nachdenkt, sollte stets auch seine Heizung mit im Blick haben. Wenn Sie sich für eine Heizung auf Basis Erneuerbarer Energien entscheiden, können Sie möglicherweise staatliche Fördermittel erhalten oder auch eine energetische Sanierung steuerlich geltend machen. Nähere Informationen zu den Fördermöglichkeiten. Lesen Sie hier auch, worauf Sie beim Heizungsaustausch achten müssen.

Lassen Sie sich hierzu fachkundig beraten. Zum Beispiel bieten die Verbraucherzentralen in ihren Beratungsstützpunkten eine kostenfreie energetische Beratung an. Informationen über das Energiesparen im Gebäudesektor finden Sie auch beim Umweltbundesamt. Seit 01.11.2020 sind Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern verpflichtet, vor einer energetischen Sanierung eine kostenlose Energie-Beratung in Anspruch zu nehmen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind (siehe Gebäudeenergiegesetz). 

Strom 

Überlegen Sie, auf Solarstrom umzustellen, informieren Sie sich zunächst ausführlich über eine Photovoltaikanlage und lassen Sie sich fachkundig beraten, u.a. über die Kosten und Fördermöglichkeiten. Sind Sie Wohnungseigentümer, finden Sie hier Informationen zum sogenannten Mieterstrom-Modell. Auch wenn für Sie bzw. Ihre WEG keine Photovoltaikanlage infrage kommt, können Sie Öko-Strom beziehen, indem Sie einen entsprechenden Anbieter auswählen.

Bodenbeläge

Fußböden beeinflussen nicht nur das Wohngefühl und -ambiente eines Hauses oder einer Wohnung, sondern – abhängig von den Inhaltsstoffen – auch das Raumklima. Großflächig verlegte Boden- und Wandbeläge können erhebliche Mengen von Schadstoffen abgeben, informiert das Umweltbundesamt. Achten Sie daher bei der Auswahl des Bodenbelags immer auf möglich enthaltene Schadstoffe. Natürlich sollten Sie auch den jeweiligen Einsatzort berücksichtigen. So sind etwa im Eingangsbereich häufig Fliesen beliebt, während in Schlaf- und Kinderzimmern gerne Parkett, Laminat oder Kork gewählt wird. Fußböden aus diesen natürlichen Stoffen enthalten in der Regel keine Schadstoffe und sind geruchsarm. Kork etwa ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, der eine wärme- und schalldämmende Wirkung hat. Grundsätzlich ist Parkett aus Massivholz sehr langlebig und kann immer wieder abgeschliffen werden. Auch Laminat, das weitgehend aus Holz besteht, kann bei richtiger Pflege sehr lange halten und ist in der Regel robust. Achten Sie bei Holzfußböden darauf, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten – und wenn möglich aus heimischen Wäldern – stammt und verzichten Sie auf Tropenhölzer. Teppichböden aus Naturmaterialien, wie zum Beispiel aus Schurwolle, können ebenfalls für ein angenehmes Raumklima sorgen. Lassen Sie sich ausführlich im Fachhandel über die Vor- und Nachteile und Eigenschaften der einzelnen Fußbodenbeläge beraten und achten Sie auf Prüfsiegel (nähere Informationen hierzu finden Sie am Ende dieses Artikels).

Putze, Tapeten und Farben

Sie möchten Ihr Haus oder Ihre Wohnung bzw. einzelne Räume renovieren? Dann überlegen Sie, ob statt Tapeten möglicherweise mineralische Wandputze wie Lehm- oder Kalkputz für Sie infrage kommen. Beides sind natürliche Baustoffe, die feuchtigkeitsregulierend sind und die sich positiv auf die Luftqualität auswirken. Aber auch wenn Sie sich für kunstharzgebundene Innenputze entscheiden, sollten Sie auf deren Umweltverträglichkeit achten.

Bei Tapeten sollten Sie auf weichmacher- und chlorfreie Materialien achten, rät der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Während Vlies- oder Vinyltapeten aus aufgeschäumtem PVC bestehen, sind schadstoffarme und ressourcenschonend hergestellte Papiertapeten ökologisch gesehen die bessere Wahl.

Auch Wandfarben können Konservierungsstoffe enthalten, die zum Beispiel Allergien auslösen können. Hier hilft es, bei der Auswahl, ebenfalls auf entsprechende Gütesiegel zu achten. Mineralische Farben wie zum Beispiel Kalkfarbe oder Silikatfarbe sind besonders gut für das Raumklima, allerdings sollten Sie sich zuvor genau über deren Eigenschaften informieren, denn sie sind zum Teil nicht für alle Untergründe geeignet. Informieren Sie sich auch bei Klebern, Lacken, Lasuren und Dichtungsmaterialien über deren Inhaltsstoffe und mögliche Schadstoffe. Informationen und Tipps erhalten Sie u.a. im Ratgeber „Gesund und umweltfreundlich renovieren“ des Umweltbundesamtes.

Möbel und Dekoration

Setzen Sie bei der Einrichtung Ihrer vier Wände auf Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Leder, Stein und Keramik. Klasse statt Masse: Nachhaltiger ist es, hochwertige Produkte zu kaufen, die möglicherweise ein Leben lang halten. Bei Möbeln aus Massivholz achten Sie darauf, dass diese möglichst aus heimischen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt.

Wer sich übrigens für den Kauf eines möglichst nachhaltigen Fertighauses interessiert: Manche Hersteller haben sich auf ökologisches Bauen spezialisiert. Informationen rund ums nachhaltige Bauen finden Sie auch im Informationsportal „Nachhaltiges Bauen“ des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat 

WiE empfiehlt: Gütesiegeln nicht blind vertrauen!

Es gibt inzwischen jede Menge Umweltschutz-Gütesiegel für Baustoffe, die Verbrauchern Orientierung bieten sollen. Nehmen Sie diese jedoch genau unter die Lupe, denn auch Hersteller haben erkannt, dass ein Gütesiegel sich positiv auf die Vermarktung ihrer Produkte auswirken kann (Stichwort "Greenwashing"). Informieren Sie sich daher stets genau, wer das jeweilige Siegel zertifiziert und welche Vergabekriterien gelten. Auch der BUND weist darauf hin, dass kein Siegel hundertprozentige Sicherheit biete – schauen Sie sich also stets selbst die jeweiligen Inhaltsstoffe an.

Beispiele für Gütesiegel:

Der „Blaue Engel“ ist das wohl bekannteste deutsche Umweltzeichen, das im Auftrag der Bundesregierung vergeben wird. 

FSC- und PEFC-Zertifizierung für Holz

Das EU-Umweltzeichen“ (EU Ecolabel) wird unter anderem für Farben und Lacke vergeben.

Weitere Gütesiegel finden Sie u.a. in einer Broschüre des BUND.